Zölibat und Missbrauch Vatikan dementiert angebliche Papstzitate

Der Papst, so schien es, stellt eine Richtungsänderung beim Zölibat katholischer Priester in Aussicht. Nun sagt ein Vatikansprecher: Die Aussagen sind so nie gefallen. Doch die Zeitung bleibt dabei.
Vatikansprecher Federico Lombardi (am 7. Juli 2014): Kein "Interview im Wortsinn"

Vatikansprecher Federico Lombardi (am 7. Juli 2014): Kein "Interview im Wortsinn"

Foto: AP/dpa

Rom - Angebliche Äußerungen von Papst Franziskus zum Zölibat und zum Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche haben den Vatikan zu einem Dementi veranlasst. Die Tageszeitung "La Repubblica"  hatte das Kirchenoberhaupt am Sonntag unter anderem mit den Worten zitiert, es gebe auch pädophile Kardinäle. Auch für die Zölibatsfrage gebe es "Lösungen, und ich werde sie finden". Den Bericht hatten zahlreiche internationale Medien aufgegriffen, darunter auch SPIEGEL ONLINE.

Doch Vatikansprecher Federico Lombardi teilte nun mit, der Papst habe "La Repubblica" kein "Interview im Wortsinn" gegeben. Laut "La Repubblica" sagte Franziskus dem 90-jährigen Zeitungsgründer Eugenio Scalfari unter Hinweis auf Angaben von Mitarbeitern des Vatikans, der Anteil pädophiler Geistlicher in der katholischen Kirche liege "bei zwei Prozent". "Unter diesen zwei Prozent sind Priester und sogar Bischöfe sowie Kardinäle", wurde der 77-jährige Argentinier zitiert.

"Dies ist keinesfalls ein Interview im herkömmlichen Wortsinn", konterte Lombardi. Der Zeitung warf der Vatikansprecher vor, "arglose Leser zu manipulieren". Das abgedruckte Interview geht auf ein Gespräch Scalfaris mit dem Papst zurück - bereits das dritte, das beide Männer führten. Scalfari gilt als angesehener Journalist und überzeugter Atheist.

"Ein Problem, aber kein vordringliches"

Die katholische Kirche wurde in den vergangenen Jahren durch zahlreiche Missbrauchsfälle weltweit erschüttert. Hunderte Geistliche wurden ihrer Ämter enthoben. Nach Angaben des Vatikans wurden den internen Ermittlern im vergangenen Jahrzehnt 3420 Verdachtsfälle gemeldet. Am vergangenen Montag empfing Franziskus erstmals Opfer sexuellen Missbrauchs im Vatikan.

In "La Repubblica" ging es auch um das Enthaltsamkeitsgebot für katholische Geistliche. Die Vorschrift zur Ehelosigkeit sei "900 Jahre nach dem Tod unseres Herrn" erlassen worden, in einigen mit Rom unierten Ostkirchen dürften Priester zudem heiraten, so Franziskus laut dem ursprünglichen Zeitungsbericht. Die Zölibatsfrage sei in seinen Augen "ein Problem, aber kein vordringliches", sagte Franziskus nach Angaben der Zeitung weiter.

Lombardi räumte in seinem Dementi ein, die Zitate zum Zölibat entsprächen den Äußerungen des Papsts im Gespräch mit Scalfari ebenso wenig wie jene zu pädophilen Kardinälen. Aus der Chefredaktion von "La Repubblica" hieß es auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE, die Äußerungen seien sehr wohl gefallen. Es gebe allerdings keine Aufzeichnung des Gesprächs zwischen Scalfari und Franziskus. Das habe man auch bei einem früheren Gespräch der beiden schon so gehalten.

chs/AFP
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