Gestorben Heinrich Hannover, 97

Heinrich Hannover
Foto:Klaus Rose / IMAGO
Ihm gelang der biografische Twist, Ulrike Meinhofs Verteidiger zu sein – und Kinderbuch-Bestsellerautor. Heinrich Hannover meldete sich mit 17 als Rekrut, doch der Zweite Weltkrieg machte ihn zum Pazifisten. Nach dem Jurastudium vertrat er Gewerkschafter, zahlreiche aufsehenerregende Verfahren prägten seine Karriere. Seine bekannteste Klientin war die Terroristin Meinhof. Er hatte sie als Journalistin geschätzt, distanzierte sich aber von der Gewalt der RAF. Als Ausgleich zu den aufreibenden Mandaten entstanden die Geschichten, die er beim Zubettgehen mit seinen Kindern improvisierte. In Figuren wie der Mücke Pieks, die »dem Schutzmann in den Popo« sticht, konnte man Autoritätskritik herauslesen. Vor allem schrieb er fidele Storys, denen es nicht darum ging, »aus Kindern gute Sozialisten zu machen; eher darum, sie als die Anarchisten anzusprechen, die sie sowieso schon waren«, wie es die »FAZ« beschrieb. Vielleicht zeigten seine Bücher auch: Für Hannover bedeutete waches Denken, sich für sehr viele sehr unterschiedliche Dinge zu interessieren. Heinrich Hannover starb am 14. Januar in Worpswede.