Waldbrände außer Kontrolle Explosionen nördlich von Athen – Feuer nähern sich Wohngebieten

In Griechenland rücken die Brände immer näher an bebautes Gebiet heran: Nördlich von Athen brennen Gewerbeflächen, mehrere Orte wurden evakuiert. Auch in der Türkei ist die Lage äußerst unübersichtlich.
In Ippokratios Politia, einem Dorf nördlich von Athen, haben die Flammen bereits ein Wohngebiet erreicht

In Ippokratios Politia, einem Dorf nördlich von Athen, haben die Flammen bereits ein Wohngebiet erreicht

Foto: Thanassis Stavrakis / AP

Nördlich der griechischen Hauptstadt Athen fallen immer mehr Häuser den verheerenden Waldbränden zum Opfer. Am Vormittag entwickelten sich regelrechte Feuerstürme sowie weitere Flächenbrände, wie das griechische Staatsfernsehen berichtete.

Entlang der zentralen Autobahn Griechenlands von Athen ins nördliche Thessaloniki seien etliche Lagerhallen und Industriebetriebe in Brand geraten, hieß es, es komme zu zahlreichen Explosionen.

Die griechische Regierung forderte die Bewohner der Orte Malakasa und Sfendali per Warn-SMS auf, die Gegend zu verlassen. Auch für den weiter nördlich gelegenen Ort Oropos wurde die Evakuierung angekündigt. Die betroffene Region liegt nur etwa 25 Kilometer vom Athener Zentrum entfernt.

Rauch über der Nationalen Autobahn bei Afidnes: Die zentrale Nord-Süd-Verbindungsachse zwischen Athen und Thessaloniki ist wegen der Waldbrände gesperrt

Rauch über der Nationalen Autobahn bei Afidnes: Die zentrale Nord-Süd-Verbindungsachse zwischen Athen und Thessaloniki ist wegen der Waldbrände gesperrt

Foto: ALEXANDER BELTES / EPA

Feuer wüten darüber hinaus teils unkontrolliert auf der Insel Euböa und auf dem Peloponnes. Auf Euböa waren die Bewohner der Ortschaft Agia Anna im Nordosten der Insel zuletzt mit Booten über das Meer in Sicherheit gebracht worden. Premierminister Kyriakos Mitsotakis schwor die Bevölkerung auf harte Tage ein: Hitze und Trockenheit hätten das Land »in ein Pulverfass verwandelt«, sagte er.

Die Chefin der Pneumologischen Klinik des Athener Krankenhauses Sotiria, Nina Gaga, warnte die Bevölkeruing: »Gehen Sie nicht aus dem Haus«, sagte sie. Normale Schutzmasken gegen Corona helfen demzufolge nicht. Wer das Haus verlasse, müsse sich mit einer Maske vom Typ P95 und höher schützen, so die Ärztin.

Mindestens acht Tote in der Türkei

In der Türkei bleibt die Lage ebenfalls kritisch. Den Einsatzkräften gelang es auch am zehnten Tag seit Beginn der Waldbrände nicht, die Feuer in den süd- und westtürkischen Küstenregionen Antalya, Marmaris, Bodrum und Milas zu löschen. In Milas verschlangen die Flammen in der Nacht mehrere Viertel, die zuvor evakuiert worden waren. Mindestens acht Menschen kamen in der Türkei schon ums Leben.

Auch Balkanstaaten kämpfen gegen Brände

Auch auf dem Balkan kämpfen die Katastrophenschützer weiter gegen Waldbrände. Meteorologen erwarten für die Region in Kürze jedoch eine regnerische Kaltfront, die die Brandgefahr vermindern dürfte.

  • In Nordmazedonien hatte die Regierung am Donnerstag den Krisenzustand ausgerufen angesichts von acht aktiven Bränden. Dort trafen die ersten Konvois einer Hilfsmission aus Österreich ein. Insgesamt schickt das Alpenland 136 Helferinnen und Helfer, 16 Löschfahrzeuge, 24 Lastwagen und einen Krankenwagen nach Nordmazedonien, wie das Portal »vesti.mk« berichtete. Hilfe kam zudem aus Serbien, Bulgarien und Slowenien.

  • In Bulgarien sind nach offiziellen Angaben inzwischen alle Waldbrände unter Kontrolle. Nach Trockenheit und einer tagelangen Hitzewelle brachten Regenfälle in der Nacht zum Freitag Abkühlung und Entspannung in den Brandgebieten.

  • Im Nachbarland Albanien gab es am Freitag noch einen heftigen Brandherd im Norden bei Kukes, wie Verteidigungsminister Niko Peleshi sagte. Alle anderen Waldbrände seien unter Kontrolle gebracht worden. Während der letzten Woche hatten Brände im Süden sowie in der Küstenregion Vlora neben Vegetation auch einige Bauernhäuser zerstört.

  • Das Kosovo wurde inzwischen von fast 500 Waldbränden heimgesucht, auch hier brannten mehrere Bauernhöfe. Die Brände konnten mit Unterstützung der im Kosovo stationierten KFOR-Truppe der Nato gelöscht werden. Es werden jedoch weitere Ausbrüche befürchtet.

fek/dpa
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