Gutes Werk mit Hindernissen Lkw-Fahrer wirft 75.000 Euro unters Volk
Hamburg - "Was würden Sie für 100.000 Euro tun?" hatte der Ludwigshafener Radiosender RPR1 seine Hörer kürzlich gefragt. 12.000 Menschen antworteten. Eine Frau bot an, sich alle Zähne ziehen zu lassen, ein Mann wollte seinen kompletten Hausstand in zwei Teile zersägen, ein anderer eine Schwimmprüfung in der Kläranlage absolvieren. Gewonnen hat schließlich Marco Hilgert. "Ich werde 75.000 Euro auf Rheinland-Pfalz regnen lassen", war seine Antwort auf die Frage des Radiosenders.
Stattfinden sollte das Spektakel in der Stadt, in der er seine Jugend verbracht hat: Mainz sollte es sein. Aus einem Fenster des Rathauses wollte der 49-Jährige das Geld werfen. Doch dann kam das jähe Aus. Die Mainzer Stadtverwaltung erteilte dem Vorhaben eine Absage. Das Gebäude verfüge über eine Klimaanlage, und deswegen könne man die Fenster nicht öffnen, teilte ein Sprecher dem Radiosender mit. Im Übrigen habe man in Mainz angesichts der klammen Finanzlage keine Erfahrung damit, Geld aus dem Fenster zu werfen.
Der Sender war angesichts der Absage in Aufruhr. "Seit heute Morgen standen bei uns die Telefone nicht mehr still", sagte RPR1-Sprecher Thomas Reiche SPIEGEL ONLINE. Etliche Rathäuser im ganzen Land erklärten sich bereit, ihre Fenster mit Freude zur Verfügung zu stellen. Auch der Bürgermeister von Kaiserslautern, Bernhard Deubig, meldete sich und bot den Stiftsplatz in der Innenstadt an. Nun lässt Hilgert die Bündel dort fliegen. Und der Ideengeber selbst hat auch etwas davon. Da er von den 100.000 Euro, die für die Aktion ausgelobt waren, nur 75.000 verstreut, bleiben ihm 25.000.
Marco Hilgert hat erst heute Morgen von seinem Glück erfahren und ist noch immer baff. "So etwas passiert nur einmal im Leben", sagte der Fernfahrer SPIEGEL ONLINE. Das Geld wollen er und seine Frau in die gemeinsame Eigentumswohnung stecken - und zwar ohne Abstriche. "Wir sind im Moment ein bisschen knapp bei Kasse", berichtet er. Da komme der unverhoffte Geldsegen beim Abzahlen der Raten gerade recht.
Marco Hilgert wird allerdings bei weitem nicht der einzige sein, der Geld gut gebrauchen kann. Am Freitag wird der Kaiserslauterer Stiftsplatz vermutlich rappelvoll sein mit Glücksrittern, Sparfüchsen und Schaulustigen. Einige Vorkehrungen hat der Sender bereits in Planung. Hilgert soll nicht alles auf einmal abwerfen, sagte Reiche. Außerdem solle der Bereich, in den die Scheine flattern sollten, absperrt werden - damit es kein Hauen und Stechen unter den Zuschauern gibt, die sich um die Euros balgen. "Denn sonst", so befürchtet Reiche, "gibt es Mord und Totschlag."