Überfall in Haiti Bewaffnete Bande entführt offenbar mehr als ein Dutzend US-Missionare

Polizeifahrzeug in Haiti (Archivbild)
Foto:VALERIE BAERISWYL / AFP
Bis zu 17 amerikanische Missionare und Mitglieder von deren Familien sind am Samstag von Kriminellen in Haiti entführt worden. Dies berichtete unter anderem die »New York Times« unter Berufung auf Sicherheitsbeamte des Karibikstaates.
Eine bewaffnete Bande, die seit Monaten ihr Unwesen in der Region treibe, habe 15 bis 17 Menschen in einem Vorort der Hauptstadt Port-au-Prince in ihre Gewalt gebracht, sagte eine anonyme Quelle der Nachrichtenagentur AFP. Unter den Entführten sind den Angaben zufolge auch Kinder. Unklar ist, ob eine Lösegeldforderung vorliegt.
Auf dem Weg zum Flughafen
Die Tat habe sich ereignet, nachdem die US-Missionare ein Waisenhaus verlassen hatten, hieß es. Sie seien aus einem Bus entführt worden, der auf dem Weg zum Flughafen war. Einige Mitglieder der christlichen Gruppe wollten dort abgesetzt werden, bevor der Rest der Gruppe zu einem anderen Ziel in Haiti weiterfahren wollte, wie die »New York Times« unter Berufung auf lokale Beamte berichtete.
Ein Sprecher der US-Regierung sagte, Washington kenne die Berichte. »Das Wohlergehen und die Sicherheit amerikanischer Staatsbürger ist eine unserer obersten Prioritäten im Außenministerium«, betonte er. Weitere Angaben machte er nicht.
Haiti befindet sich derzeit in einer tiefen politischen und wirtschaftlichen Krise. Im Juli war in dem von großer Armut geprägten Karibikstaat Präsident Jovenel Moïse ermordet worden. Im August erschütterte ein schweres Erdbeben den Südwesten des Landes. Dabei wurden 130.000 Häuser zerstört, mehr als 2200 Menschen starben.
Bewaffnete Banden sorgen für zusätzliche Unsicherheit in Haiti, immer wieder kommt es zu Entführungen. Zwischen Januar und September dieses Jahres wurden nach Angaben des in Port-au-Prince ansässigen Zentrums für die Analyse und Erforschung von Menschenrechten mehr als 600 Entführungsfälle registriert – im Vergleich zu 231 im selben Zeitraum des Vorjahres. Der Anstieg der Bandengewalt hat Tausende von Menschen vertrieben und die Wirtschaftstätigkeit im ärmsten Land Amerikas erschwert.