Auktion in Hamburg
Seltener Seeatlas wird versteigert – Schätzpreis von 180.000 Euro
Laut Auktionshaus handelt sich um einen »Meilenstein der nautischen Kartografie«: In Hamburg wird ein Seeatlas aus dem Jahr 1586 angeboten. Er zeigt dekorative Goldakzente und skurrile Seeungeheuer.
Christiane Hottenbacher, Antiquarin im Kunstauktionshaus Ketterer, präsentiert den Seeatlas in den Verkaufsräumen des Auktionshauses in Hamburg
Foto: Christian Charisius / picture alliance/dpa
Sein Schätzpreis liegt laut Angaben des Auktionshauses bei 180.000 Euro, und er ist fast 450 Jahre alt: Ein wertvoller Seeatlas von 1586 kommt am Montag in Hamburg unter den Hammer.
Es handele sich um einen »Meilenstein der nautischen Kartografie«, so beschreibt das Auktionshaus Ketterer Kunst das Werk des Holländers Lucas Janszoon Waghenaer. Anfragen gibt es demnach bereits aus Großbritannien, den USA und Frankreich. Zuvor befand sich das Exemplar mehr als 20 Jahren in einer niederländischen Privatsammlung.
»Es ist der erste gedruckte Seeatlas überhaupt«
Christiane Hottenbacher, Antiquarin des Auktionshaus Ketterer Kunst
Bei »Speculum nauticum« handelt sich um die erste lateinische Ausgabe des zuvor als »Spieghel der Zeevaerdt« (Spiegel der Seefahrt) erschienenen Buches. Was das Objekt so besonders macht: »Es ist der erste gedruckte Seeatlas überhaupt, und das in einer frühen Ausgabe«, sagte Antiquarin Christiane Hottenbacher vom Auktionshaus. »Außerdem ein sehr seltenes koloriertes Exemplar.«
Zudem sei der Atlas vollständig und in einem guten Zustand. Besonders dekorativ seien die Goldakzente auf den Windrosen und Wappen und die Darstellungen von Segelschiffen und skurrilen Seeungeheuern.
»In der heutigen Seefahrt bringen hochmoderne Navigationssysteme die Schiffe sicher ans Ziel – im 16. Jahrhundert waren es Seekarten und manchmal auch Navigationshandbücher, auf die sich die Kapitäne bei ihren Seereisen in unbekannte Gewässer verlassen mussten«, heißt es in einem Video über das Werk in rotem Ledereinband. Es enthält eine Gesamtkarte von Europa und 44 Teilkarten, die nahezu lückenlos die Atlantik-, Nord- und Ostseeküsten Europas abbilden.
Doppelseite des Seeatlas: Darauf ist ein Teil der Nordseeküste mit der Elbmündung und der Insel Sylt zu sehen
Foto: Christian Charisius / picture alliance/dpa
Die meisten Städte sind in der Landessprache, in Holländisch oder Niederdeutsch (Hamborch, Eemden, Flenßborch, Wismer) verzeichnet. Auf einer Karte der nordfriesischen Küste sei auch die große Insel »Strand« zu sehen, aus der später nach schweren Sturmfluten die heutigen Inseln Nordstrand und Pellworm und die Hallig Nordstrandischmoor entstanden seien, sagte Hottenbacher. Zudem sei eine Karte der ostfriesischen und westfriesischen Inseln («Wranger oog», »Spijcker ooch») ebenso zu sehen wie detailreiche Seekarten der Küste von Pommern, Holstein und Schleswig.
Der um 1533 geborene Waghenaer war den Angaben zufolge selbst schon 30 Jahre zur See gefahren, als er im Jahr 1577 begann, Seekarten herauszugeben. Auch nach seinem Tod um 1606 war sein »Speculum nauticum« laut Experten für Jahrzehnte maßgebliches Vorbild für alle nachfolgenden Seeatlanten dieser Art.