So macht dein Smartphone deine Hand kaputt

Drei neue Krankheiten – und was du dagegen tun kannst
Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa

Dieser Beitrag wurde am 21.07.2018 auf bento.de veröffentlicht.

Ein dicker Daumen, eine Kerbe am kleinen Finger, Schmerzen im Handgelenk. Kennst du diese Symptome auch? Dann solltest du deine Smartphone-Nutzung überdenken. 

Viele Menschen klagen über Schmerzen in Hand und Fingern. Oftmals ist der Auslöser das Smartphone.

Grund dafür ist, dass unsere Hand nicht an die Nutzung des Smartphones gewohnt ist, egal wie oft wir es nutzen. "Auf die Belastung, die durch das Tippen auf dem Smartphone resultiert, ist unser Körper schlichtweg nicht vorbereitet", erklärt Reinhard Meier, Handchirurg am Helios Klinikum Meiningen. 

Denn eigentlich ist der Daumen dazu da, die Hand beim Greifen zu unterstützen. Wenn er so belastet wird, wie beim Tippen, kann es zu Beschwerden kommen. Sollten diese nach ein paar Tagen immer noch nicht verschwunden sein, sollte ein Arzt kontaktiert werden, so Meier.

Bei übermäßiger Nutzung des Smartphones kann es sogar zu anatomischen Veränderungen der Hand kommen. 

"Durch Fehlhaltung und Überstreckung des Handgelenks kann es zu einer Verdickung des Mittelhandnervs, durch das freie Halten und und die dauerhafte Muskelspannung zu Sehnenverdickungen und Reizungen kommen", so Meier zu bento.

Normalerweise dauert eine akute Sehnenscheidenentzündung nur einige Tage. Wird sie jedoch chronisch, können die Schmerzen über Monate anhalten

Reinhard Meier, Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie, Handchirurgie und Wiederherstellungschirurgie

Klassische Symptome sind Sehnenscheidenentzündungen, der "Handydaumen", die "Whatsappitis" und eine Verformung im kleinen Finger

Was diese Krankheiten bedeuten erklären wir dir hier:

1

Der Handydaumen

Typisches Symptom für die übertriebene Smartphone-Nutzung ist der "Handydaumen". Also ein übermäßig trainierter und somit dicker Daumen an der Hand, mit der man tippt. 

Durch die immer gleichen Bewegungen, die der Daumen macht, kann es  zu einer "Verdickung der Sehnen kommen", so Meier. Das kann zu einer Reizung oder Entzündung der Sehnen im Daumen führen. Nimmt man dieses Warnsignal nicht ernst, kann der Schmerz chronisch werden und für Monate anhalten. 

2

"Whatsappitis"

Klingt wie ausgedacht, ist aber tatsächlich ein Krankheitsbild. Im Fachmagazin "The Lancet " wurde 2014 erstmals vor Whatsappitis gewarnt. Der Artikel berichtete von einer Spanierin, die ins Krankenhaus eingeliefert werden musste, nachdem sie über sechs Stunden Nachrichten bei WhatsApp geschrieben hatte. Durch das Halten ihres Smartphones und das Tippen mit beiden Daumen hatte sie eine starke Entzündung in den Handgelenken erlitten. 

Sie klagte über so starke Schmerzen, dass die Ärzte ihr ein mehrwöchiges Smartphone-Verbot erteilten, bis die Entzündung abgeheilt war.

3

"Smartphone Pinky"

Noch ein Krankheitsbild gefällig? Vergleiche deine beiden Hände. Sehen deine beiden kleinen Finger gleich aus? Oder hat der eine eine Kuhle zwischen den Gelenken? Auch daran kann das Smartphone schuld sein! Denn oft stellen wir das Smartphone auf dem kleinen Finger ab, während wir tippen. Durch diese ständige Belastung kann sich der Finger verformen!

Bei Twitter machen User auf das Phänomen aufmerksam: Unter dem Hashtag #smartphonepinky zeigen sie, wie sehr sich ihr kleiner Finger vom Halten des Smartphones verändert hat. 

Diese Verformung sollte aber bald wieder Verschwunden sein, denn den Knochen schädige das Smartphone nicht, laut Meier. 

Wie gefährlich sind diese Smartphone-Krankheiten?

Wie gefährlich können die Veränderung an der Hand also werden? Laut Meier sind die ersten Symptome Überlastungsschmerzen. "Eigentlich wechselt man dann ja die Position, um die Muskeln zu entlasten", merkt Meier an. Tut man dies nicht, können sogar Gefühlsstörungen in den Fingern auftreten, bei Patienten mit Rheuma kann es zu einer Verschlimmerung führen. 

Soll ich mein Smartphone jetzt weniger nutzen?

"Wir dürfen diese Probleme nicht zu hoch hängen", meint Meier. "Bisher hatte ich noch keinen Patienten, bei dem die Symptome ausschließlich auf das Smartphone zurückzuführen wären." 

Und wenn doch Symptome auftreten? Meier rät dazu, bei Schmerzen das Smartphone wegzulegen und eine entspannte Grundhaltung einzunehmen. Wer trotzdem nicht ohne Smartphone kann, dem empfiehlt er, Armlehnen zu nutzen, ein kleineres und leichteres Smartphone zu nehmen und wenn möglich mit beiden Daumen zu tippen, um die Belastung zu verteilen.

Bist du süchtig nach deinem Smartphone?

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