Hannelore Kohl ist tot Es war Selbstmord

Am Donnerstag um 11.15 Uhr ist Hannelore Kohl, 68, in ihrem Bungalow in Oggersheim tot aufgefunden worden. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hat sich die Ehefrau des Altkanzlers das Leben genommen.

Berlin - Helmut Kohl hatte in Berlin vom Tod seiner Frau erfahren. Er flog daraufhin mit dem Hubschrauber nach Ludwigshafen. Ins Haus der Kohls hat sich auch Monsignore Erich Ramstetter, ein Vertrauter der Familie, begeben. Der ehemalige Stadtdekan von Ludwigshafen vollzog kürzlich in Istanbul die Trauung von Kohl-Sohn Peter.

In Ludwigshafen teilte der Leitende Oberstaatsanwalt Lothar Liebig mit, die "Auffindesituation" und mehrere Abschiedsbriefe ließen eindeutig auf eine Selbsttötung schließen. Auf die Frage, wann Hannelore Kohl gestorben sei, sagte er: "Liegt eher schon zurück." Fremdverschulden liege nicht vor. Liebig: "Die Ermittlungen sind abgeschlossen." Nach SPIEGEL ONLINE-Informationen ist sie zwischen 22 und 23 Uhr am Mittwochabend gestorben.

Wie aus dem Freundeskreis der Familie Kohl bekannt wurde, hatte die Ehefrau von Kohls Chauffeur Eckhard Seeber die Leiche entdeckt.

Das Berliner Büro des ehemaligen Kanzlers hatte am Nachmittag mitgeteilt: "Auf Grund der Hoffnungslosigkeit ihrer gesundheitlichen Lage entschloss sie sich, freiwillig aus dem Leben zu scheiden." Hannelore Kohl litt seit 1993 an einer Lichtallergie, die sich im letzten Jahr deutlich verschlimmert hatte. Die Krankheit war durch Penicillin-Tabletten ausgelöst worden, gegen die sie allergisch war. Weder Polizei noch Staatsanwaltschaft hatten zunächst Angaben über die Todesursache gemacht.

Frau Kohl war seit Jahren Präsidentin des Kuratoriums ZNS für Unfallverletzte mit Schäden des zentralen Nervensystems. Sie erhielt dafür 1988 den Verdienstorden des Landes Rheinland-Pfalz. Beim Kuratorium ist die Nachricht vom Tode Hannlore Kohls mit Bestürzung aufgenommen worden. "Wir wurden völlig überrascht und trauern um unsere langjährige Präsidentin", sagte der Vorstand Professor Klaus Meyer gegenüber SPIEGEL ONLINE. "Niemand hier hat etwas geahnt", sagte Meyer, der Hannelore Kohl seit der Gründung des Kuratoriums vor 18 Jahren kennt.

Zwar haben die Mitglieder des Kuratotiums seit langem von der Lichtallergie von Frau Kohl gewusst, aber trotzdem habe sie, so Meyer, alles getan, was in ihren Möglichkeiten gestanden habe. Sie konnte zwar keine öffentlichen Auftritte mehr mitmachen, telefonierte aber "wie ein Weltmeister von zu Hause aus", so Meyer. "Sie konnte ja das Haus im letzten Jahr gar nicht mehr verlassen", beschrieb Meyer die Folgen der Lichtallergie. "Sie war wegen der Krankheit zwar sehr bedrückt, aber hat Sich nie aufgegeben."

Vor zwei Wochen sei sie trotzdem noch zur Vorstandssitzung des Vereins in Bonn gekommen. "Sie musste sich verhüllen und mit einem abgedunkelten Wagen fahren", beschrieb Meyer die Auswirkungen der Krankheit. Der Raum musste abgedunkelt werden und selbst Neonlicht sei für Frau Kohls Haut schädlich gewesen. "Trotzdem hat sie deutlich formuliert, wie es weiter gehen sollte." Mit der Krankheit habe sie sich nie abgefunden. Immer wieder habe sie neue Ärzte im In- und Ausland konsultiert, doch niemand habe ihr helfen können.

Besonders schwer sei es für sie gewesen, dass sie letztlich noch nicht einmal an der Hochzeit ihres Sohnes in der Türkei teilnehmen konnte, da sie beide Kinder sehr geliebt habe. "Doch zu resignieren war nicht ihre Sache." Noch vor wenigen Tagen hat Meyer mit Hannelore Kohl telefoniert. "Sie hatte noch so viele Pläne und hat in die Zukunft geblickt, doch am Ende kann man in einen Menschen Halt nicht rein schauen", sagte der gute Bekannte von Hannelore Kohl.

Die Diplom-Dolmetscherin für Französisch und Englisch war seit 1960 mit dem langjährigen Bundeskanzler und CDU-Vorsitzenden verheiratet. In der Öffentlichkeit trat sie seit der Abwahl ihres Mannes im Herbst 1998 nur selten auf. Auch während Kohls 16-jähriger Kanzlerschaft hatte sie sich politisch zurückgehalten.

Nach der Niederlage ihres Mannes gegen Gerhard Schröder bei der Bundestagswahl 1998 sagte sie in einem Interview: "Wir haben den Zweiten Weltkrieg überlebt, wir werden auch das überleben. Ich stehe zu meinem Mann." Das Ehepaar Kohl hat zwei Söhne: Walter und Peter sowie einen Enkel.

Mehr lesen über

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten