Harrison Ford nach Pilotenfehler "Ich bin der Trottel, der gerade auf dem Taxiway gelandet ist"
Der Vorfall ereignete sich am 13. Februar 2017 und machte, als "Beinahe-Crash" vielleicht etwas hysterisch betitelt, weltweite Schlagzeilen. Tatsächlich hatte Harrison Ford, gleichermaßen erfahrener wie prominenter Privatpilot, beim Anflug auf den John-Wayne-Airport in Orange County, Kalifornien, einen entscheidenden Fehler gemacht: Statt auf der zugewiesenen Piste landete er auf dem parallel verlaufenden Rollweg.
Brisant wurde die Situation dadurch, dass am Anfang des Rollwegs eine mit 116 Passagieren besetzte American-Airlines-Maschine wartete: nämlich darauf, dass Ford mit seinem Propellerflugzeug auf der ihm zugewiesenen Piste landen würde. Doch der schwebte stattdessen, relativ dicht, über den Jet hinweg.
Wie in solchen Fällen üblich, nahm die amerikanische Luftfahrtbehörde Ermittlungen auf und veröffentlichte in deren Zuge jetzt Audioaufnahmen , die im Zusammenhang mit dem Vorfall entstanden sind. Zu hören ist der Funkverkehr zwischen Ford und Tower während des Landeanflugs, der entrüstete Anruf des American-Airlines-Piloten nach Fords Überflug und, wohl am unterhaltsamsten, der Anruf von Harrison Ford beim Tower nach der Landung.

Pisten- und Rollwegkarte des John-Wayne-Airport. Statt auf der zugewiesenen Piste 20L war Ford auf dem Rollweg Charlie (C) gelandet - und hatte dabei den am Rollhalt Lima (L) wartenden Passagierjet nur knapp überflogen.
Foto: John Wayne Airport/ Orange County"Ich bin der Trottel, der gerade auf dem Taxiway gelandet ist", meldet sich Ford reumütig. Er sei beim Anflug durch die Wirbelschleppe eines landenden Airbus sowie die Rollbewegungen der American-Airlines-Maschine abgelenkt gewesen, begründet er seinen Irrflug gegenüber dem Fluglotsen. Der antwortet ruhig und freundlich, aber auch mit einem Terminus, der für Ford großen Ärger bedeutet: "Possible Pilot Deviation", Abweichung von den Vorgaben der Fluglotsen - das kann im schlechtesten Fall den Entzug der Pilotenlizenz bedeuten.
Hören Sie hier den Mitschnitt:
Diese Konsequenz ist Ford, wie man seiner Reaktion anhört, offensichtlich bewusst. "Das verstehe ich total", sagt er mit leiser Stimme. Als der Lotse ihn nach Name und Pilotenlizenz fragt und Ford um etwas Zeit bittet, um die Lizenznummer rauszusuchen, beruhigt er ihn: "Lassen Sie sich Zeit, kein Problem." Fords Antwort: "Doch, das hier ist ein Problem für mich." Der Lotse bleibt, gemessen an der Situation, bewundernswert cool, vielleicht auch, weil ihm klar ist, wen er am anderen Ende der Leitung hat: Als er Ford um eine Telefonnummer für etwaige Nachfragen bittet, versichert er ihm, dass diese nicht in falsche Hände gelangen werde.
Die beiden verabschieden sich freundlich, der Lotse teilt mit, dass er die Informationen weitergeben und sich die Behörde bei ihm melden werde. "Da habe ich keine Zweifel", so der zerknirschte Ford. Für Ford wäre ein Entzug der Pilotenlizenz bitter: Er ist leidenschaftlicher Sammler alter Flugzeuge und auch im Alter von 74 Jahren noch regelmäßig als Pilot unterwegs.
Ford hat mehr als 5200 Flugstunden absolviert und gilt US-Medienberichten zufolge als versierter Flieger. Im Jahr 2015 legte er nach einem Motorausfall mit seinem Flugzeug aus dem zweiten Weltkrieg auf einem Golfplatz im kalifornischen Santa Monica eine spektakuläre Notlandung hin, bei der er sich allerdings leicht verletzte.