Historische Doppel-Heiligsprechung in Rom "Sie waren zwei mutige Männer"

Historische Doppel-Heiligsprechung in Rom: "Sie waren zwei mutige Männer"
Foto: VINCENZO PINTO/ AFPRom - Papst Franziskus hat in einer historischen Zeremonie zwei seiner Vorgänger heiliggesprochen. Hunderttausende Gläubige verfolgten auf dem Petersplatz, wie der Präfekt der Kongregation für Selig- und Heiligsprechungen gemäß dem Ritus dreimal auf Latein darum bat, Johannes Paul II. und Johannes XXIII. ins Verzeichnis der Heiligen aufzunehmen.

Doppelte Heiligsprechung: Historische Zeremonie auf dem Petersplatz
Schließlich entgegnete Papst Franziskus: "Wir erklären und bestimmen, dass die seligen Johannes XXIII. und Johannes Paul II. heilig sind, und wir tragen sie in das Buch der Heiligen ein und legen fest, dass sie in der ganzen Kirche als Heilige angemessen geehrt werden." Auf dem Petersplatz brachen darauf Jubel und Beifall aus. Es ist das erste Mal in der Kirchengeschichte, dass zwei Päpste gleichzeitig heiliggesprochen werden.
Auch der emeritierte Papst Benedikt XVI. zelebrierte die Messe mit, jedoch nicht am Altar, sondern bei den Kardinälen. Als er erschien, brach langer Applaus auf dem Petersplatz aus. Franziskus begrüßte vor der Messe seinen 2013 zurückgetretenen Vorgänger mit einer Umarmung.
"Priester, Bischöfe und Päpste des 20. Jahrhunderts"
"Sie waren zwei mutige Männer, erfüllt vom Freimut des Heiligen Geistes, und haben der Kirche und der Welt Zeugnis gegeben von der Güte Gottes und von seiner Barmherzigkeit", sagte Franziskus in seiner Predigt über die beiden neuen Heiligen. "Sie waren Priester, Bischöfe und Päpste des 20. Jahrhunderts. Dessen Tragödien haben sie erfahren, sie sind davon aber nicht überwältigt worden." Gott und Glaube seien stärker gewesen.
Zu dem katholischen Großereignis waren viele tausend Gläubige nach Rom gekommen, vor allem Polen, die ihren Landsmann Karol Wojtyla feierten. Franziskus feierte den polnischen Vorgänger und den italienischen Reformpapst gemeinsam mit etwa 150 Kardinälen, rund 1000 Bischöfen aus aller Welt sowie 6000 Priestern. In Polen und in Rom hatten sich in der Nacht zum Sonntag Tausende Gläubige in Kirchen oder auf öffentlichen Plätzen auf die Heiligsprechungen vorbereitet.
Mehr als 90 Delegationen von Regierungen und internationalen Organisationen waren für den feierlichen Akt nach Rom gekommen, darunter allein 24 Staatsoberhäupter. Regierungschefs sowie Vertreter von Königshäusern und von anderen Religionen waren ebenfalls präsent.
Bereits im Mai 2011 war Johannes Paul II. seliggesprochen worden. Zuvor hatte die katholische Kirche die Heilung einer Nonne von der Parkinson-Krankheit als Wunder anerkannt und dem 2005 verstorbenen Papst zugeschrieben. Im vergangenen Jahr sprach ihm die Kardinalsversammlung der zuständigen Kongregation auch noch die Heilung einer Costa Ricanerin als Wunder zu: Floribeth Mora Díaz hatte wegen einer lebensgefährlichen Gefäßerkrankung im Gehirn Johannes Paul II. um Hilfe angerufen. Kurze Zeit später war das Aneurysma verschwunden, eine wissenschaftliche Erklärung dafür gab es nicht.
Johannes XXIII. starb 1963 und wurde im Jahr 2000 seliggesprochen - weil die kirchlichen Instanzen zu der Überzeugung gelangt waren, dass die plötzliche Heilung einer italienischen Ordensfrau 1966 von einem lebensgefährlichen Magendurchbruch auf seine Fürsprache zurückzuführen sei. Johannes XXIII. wurde jetzt heiliggesprochen, obwohl ihm das dazu eigentlich erforderliche zweite Wunder fehlt. Franziskus macht für den Italiener eine Ausnahme von den Regeln.