Gesägt, getan Der Heimwerker in uns

Schrauben, Sägen, Hämmern

Schrauben, Sägen, Hämmern

Foto: imago/ JuNiArt

Sie sind lieber im Bastelkeller als im Wohnzimmer? Sie gehen lieber in den Baumarkt als ins Kaufhaus? Hier sind Sie richtig! SPIEGEL ONLINE startet ein Blog für alle, die gerne sägen, hämmern, schrauben und bohren.

Die Jahre zwischen dem Auszug bei meinen Eltern und dem Einzug in ein Häuschen waren für mich eine Zeit der Entbehrungen: Ich wollte so gern, hatte aber kaum Gelegenheit. Ich sehnte mich danach und durfte, konnte nicht. Das Verlangen wuchs und mit ihm der Frust.

Die Rede ist vom Heimwerken.

Während meiner Studentenzeit, in Zimmern zur Untermiete oder hellhörigen Großstadtwohnungen war ich schon froh, wenn es mal ein Regal aufzubauen oder eine Lampe anzuschließen gab. Kein adäquater Ersatz für echtes Heimwerken mit kiloweise Sägespäne, aber besser als gar nichts.

Zum Glück ist diese Zeit vorbei.

Für manche mag ein Bastelkeller ein Verließ sein , voller furchteinflößender Instrumente, Schraubstöcke, Schlagbohrmaschinen und Kneifzangen, mit denen man sich (oder andere) verletzen kann. Für mich war er immer einer meiner Lieblingsorte.

Dort wurde aus alten Holzkisten, ein paar Nägeln und ein bisschen Pappe mein Spielzeugbauernhof. Dort begann eine bis heute andauernde Liebe zu feinkörnigem Schleifpapier. Und dort lernte ich durch ungezählte gesplitterte Bretter, dass Vorbohren beim Schrauben vielleicht doch keine so schlechte Idee ist.

Die nahezu fetischistische Neigung zum Betonieren

Eine meiner schönsten Kindheitserinnerungen: wie ich als Grundschüler im Bastelkeller Holzschwerter herstelle. Zugegeben, es war nicht gerade Qualitätsarbeit. Latte in meinen kleinen Schraubstock eingespannt, in ein langes und ein kurzes Stück zersägt, das lange an einer Seite angespitzt, auf der anderen Seite das kurze quer draufgenagelt, fertig. Wenn Freunde zu Besuch waren, trugen sie am Ende eines Nachmittags die Schwerter gleich plastiktütenweise nach Hause. Gekämpft haben wir damit eigentlich nie.

Inzwischen stelle ich keine Holzschwerter mehr her. Aber mit dem Häuschen kamen neue Projekte, und auf fast alle habe ich Lust (meine Hassliebe zu Farbe und Streichen ist ein eigenes Thema).

Statt in den Bastelkeller geht es heute in den Schuppen. Die Begeisterung fürs Sägen, Hämmern, Schrauben und Bohren ist geblieben. Neuerdings wird mir sogar eine nahezu fetischistische Neigung zum Betonieren nachgesagt. Ganz abstreiten kann ich das nicht. So wie andere immer Sekt im Kühlschrank haben, liegen bei mir immer ein paar Säcke Fertigbeton auf Lager. Für alle Fälle.

Ich gebe nicht auf. Ich bastle weiter.

Meine Freundin erträgt meine Werkeleien mit Gleichmut und Nachsicht: Der tut nix, der will nur basteln. Doch wenn ich mich in Baumärkten, Gartencentern oder beim Werkzeughändler herumtreibe, stelle ich immer wieder fest: Ich bin einer von vielen. Wir Heimwerker mögen manchmal belächelt und oft verkannt werden. Doch wir alle versuchen - mit manchmal mehr, manchmal weniger Erfolg - die Welt um uns ein wenig schöner, besser, heiler zu machen.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Wenn Sie Anleitungen für besonders ausgefallene Projekte  suchen, wie Sie am besten Regale an die Wand dübeln, das Laminat besonders akkurat verlegen oder das perfekte Beistelltischchen bauen, muss ich Sie enttäuschen. Das können andere besser. 

Hier soll es um die Suche nach dem - mir bislang nicht vergönnten - Gefühl gehen, das viele Handwerker eint: mit einem Projekt rundum zufrieden zu sein. Seit jenen Kindheitstagen, als die Bretter beim Schrauben zersplitterten, hat mich Heimwerken Demut gelehrt. Perfektion lässt sich kaum erreichen. Das ist für den Heimwerker aber bloß Ansporn, danach zu streben. Ich gebe nicht auf. Ich bastle weiter. Und ich lade Sie ein, mich dabei zu begleiten.

Foto: Maja Hitij/ picture alliance / dpa
Foto: Jeannette Corbeau

Als Kind stellte er im heimischen Keller Holzschwerter in Massenproduktion her. Heute prüft er mit der Wasserwaage, ob der Haussegen schief hängt. SPIEGEL-ONLINE-Redakteur Benjamin Schulz ist Bastler aus Leidenschaft und Notwendigkeit. Er hat wenig Erfahrung und keine Fachkenntnis, dafür fehlt ihm oft das passende Werkzeug.Im Blog "Gesägt, getan" schreibt er über seine Basteleien und den mühsamen Weg zur Heimwerker-Erleuchtung.

E-Mail an den Autor Benjamin Schulz auf Twitter 

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