Hochwasser auf dem Balkan: Eine Million Menschen in Bosnien von Flut betroffen
Foto: AP/dpaBelgrad - Seit Tagen kämpfen die Menschen auf dem Balkan gegen das verheerende Hochwasser. Dutzende Menschen in den betroffenen Gebieten in Serbien, Bosnien-Herzegowina und Kroatien starben. Es herrscht Seuchengefahr, treibende Landminen gefährden die Bevölkerung, viele Orte sind von den Fluten abgeschnitten.
Mehr als eine Million Menschen seien allein in Bosnien von der Jahrhundertflut betroffen, sagte Außenminister Zlatko Lagumdzija. Das ist mehr als ein Viertel der Landesbevölkerung. Sie seien von der Wasserversorgung abgeschnitten. Außerdem seien mehr als einhunderttausend Häuser und Gebäude zerstört worden. "Die Konsequenzen der Flut sind erschreckend", sagte Lagumdzija. Insgesamt war etwa ein Drittel Bosniens überflutet worden.
Am Montag entspannte sich die Lage dort langsam. Bei trockenem und sonnigem Wetter sanken die Pegel an vielen kleinen Flüssen. In der serbischen Hauptstadt Belgrad dagegen wappneten sich die Menschen für einen neuen Rekordpegelstand der Save. Tausende Einsatzkräfte und freiwillige Helfer verstärkten den Hochwasserschutz und stapelten Sandsäcke entlang des Flusses, der in Belgrad in die Donau mündet.
Kampf gegen die Zeit
Auf einer Strecke von zwölf Kilometern, auf denen die Save durch Belgrad fließt, wurden insgesamt 300.000 Sandsäcke an besonders gefährdeten Abschnitten gestapelt. "Hier steigt der Pegel zwei Zentimeter pro Stunde", sagte Bürgermeister Sinisa Mali. "Die Lage ist derzeit noch unter Kontrolle."
Mit großer Sorge blickt das Land außerdem auf die überschwemmte Stadt Obrenovac, rund 30 km südwestlich von Belgrad. Dort steht das Kraftwerk Nikola Tesla, etwa die Hälfte des in Serbien produzierten Stroms wird hier produziert. Serbiens Energieminister Aleksandar Antic nannte den Schutz des Kraftwerks "entscheidend" für die Sicherheit der Energieversorgung im Land.
20.000 Menschen leben in Obrenovac, etwa ein Drittel wurde vor dem Hochwasser in Sicherheit gebracht. Regierungschef Aleksandar Vucic beschrieb die Überschwemmungen und Verwüstungen als apokalyptisch. Auch wenn der Pegel zuletzt sank, gehen die Evakuierungen weiter. Die Polizei riegelte die Stadt ab. "Ich habe alles zurückgelassen, die Kühe, die Schweine und die Hühner", sagte ein Betroffener. "Zum Glück sind meine Frau, meine Kinder und meine Enkel am Leben."
Angesichts der kritischen Lage auf dem Balkan hat die EU Hilfsmittel zugesagt. Auch Kanzlerin Merkel versprach den Betroffenen Unterstützung. Der serbische Tennisstar Novak Djokovic kündigte an, sein Honorar in Höhe von 700.000 Euro für den Sieg beim ATP-Turnier in Rom spenden zu wollen.
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Überschwemmungen in Bosnien-Herzegowina: Laut Außenministerium sind mehr als eine Million Menschen von den Fluten betroffen.
Das Dorf Krupanj, westlich von Belgrad: In der serbischen Hauptstadt erwartet man eine neue Rekrodflut.
Anwohner im serbischen Obrenovac, rund 30 Kilometer südwestlich von Belgrad: Extremes Hochwasser hat Straßen und Häuser überschwemmt, ein großes Elektrizitätswerk ist gefährdet.
Evakuierung auf dem Traktor-Anhänger: Zehntausende Menschen mussten ihre Häuser verlassen.
Obrenovac ist besonders schwer von den Überschwemmungen betroffen. 90 Prozent der Stadt sind überflutet.
Notunterkunft in Obrenovac: Viele Menschen konnten kaum ihr Hab und Gut retten.
Blick auf die bosnische Stadt Brcko: Die Behörden warnen nun vor dem Ausbruch von Seuchen.
Wassermassen in der Stadt Orasje in Bosnien-Herzegowina: Die Flut bringt Minen an die Oberfläche. Sie treiben auf das Schwarze Meer zu und könnten über die Donau weit verstreut werden.
Soldaten, die Polizei und Anwohner sind nahezu machtlos im Kampf gegen die Wassermassen.
Das Hochwasser führt auch zu Erdrutschen: Eine Straße etwa 150 Kilometer nördlich von Sarajewo brach.
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