Hubschrauber-Aktion Beide Bergsteiger am Nanga Parbat gerettet

Simon Kehrer und Walter Nones sind in Sicherheit: Neun Tage nach Beginn des Dramas am Nanga Parbat wurden die beiden Bergsteiger mit einem Helikopter ins Basislager geflogen. Ihnen gehe es "ziemlich gut", sagte der Einsatzleiter.

Islamabad - Kehrer und Nones wurden am Donnerstag mit einem Hubschrauber von rund 6000 Meter Höhe ins Basislager geflogen, sagte Mohammed Iljas vom pakistanischen Flugrettungsdienst Askari Aviation. "Die Rettungsmission ist abgeschlossen", so Iljas. "Beide Bergsteiger sind in Sicherheit."

Kehrer und Nones seien in einem Hubschrauber auf dem Weg in die Stadt Gilgit rund 570 Kilometer nördlich von Islamabad. Gilgit verfügt über einen Flughafen. Dort sollen sie in ein Krankenhaus gebracht werden und medizinisch untersucht werden.

Rashid Ahmad vom pakistanischen Tour-Anbieter Hushe Treks and Tours, der die Expedition der Südtiroler organisiert hatte, sagte, Kehrer und Nones blieben mindestens eine Nacht in Gilgit. Danach würden sie nach Islamabad reisen. Auch der italienische Botschafter in Pakistan soll nach Gilgit geflogen sein.

Beiden Alpinisten gehe es gut, sie seien aber sehr erschöpft, berichteten Silvio Mondinelli und Maurizio Gallo vom italienischen Rettungsteam in Pakistan nach Angaben von "Südtirol Online". Der erste Gedanke nach der Rettung habe dem abgestürzten Bergkameraden Karl Unterkircher gegolten.

"Sie wollten eine kleine Gedenkfeier abhalten, doch das war nicht mehr möglich. So haben Walter und Simon Karls Namen in einen Stein geritzt, der zu Ehren (des Erstbesteigers) Hermann Buhls aufgestellt worden war", berichteten die Retter, die die beiden Alpinisten im Empfang genommen hatten.

Italiens Außenminister Franco Frattini nahm die Rettung erleichtert auf. Frattini dankte unter anderem den pakistanischen Behörden für ihre Hilfeleistung, teilte das Außenministerium in Rom mit. Der Südtiroler Extrembergsteiger Reinhold Messner lobte die Leistung der beiden Alpinisten.

"Sie haben gezeigt, dass sie exzellente Bergsteiger sind", sagte der "König der Achttausender". Das Schicksal des in eine Eisspalte gestürzten Unterkircher, für den nach pakistanischen Angaben keine Hoffnung mehr besteht, sei "eine große Tragödie, jetzt ist aber der Augenblick des Glücks und der Komplimente".

Kehrer und Nones saßen wegen schlechten Wetters tagelang auf dem Berg fest. Die Wetterbesserung am Donnerstag nutzten die Alpinisten zum Abstieg auf rund 6000 Meter Höhe. Expeditionsleiter Karl Unterkircher war in der vergangenen Woche in eine Gletscherspalte gestürzt und tödlich verletzt worden.

Der 29-jährige südtiroler Bergführer Simon Kehrer aus Enneberg klettert seit 16 Jahren und ist im Bergrettungsdienst in den Dolomiten aktiv. Sein 36-jähriger Mitstreiter Walter Nones stammt aus dem Ort Cavalese in der Provinz Trient. Er hat bereits zahlreiche Gipfel erklommen, darunter den des K2.

Wie seine Kollegen hat er Erfahrung mit neuen, schwierigen Routen. Gemeinsam mit Unterkircher und Kehrer bezwang Nones 2006 den 6240 Meter hohen Mount Genyen in Tibet.

Der 8125 Meter hohe Nanga Parbat ist unter Alpinisten als ausgesprochen schwer zu besteigender Berg gefürchtet. Die Steilhänge sind extrem lawinen- und steinschlaggefährdet. Zwar wurde der als "deutscher Schicksalsberg" in die Geschichte eingegangene Gipfel bereits 270-mal erfolgreich bezwungen.

Es gab aber auch zahlreiche Opfer zu beklagen. Mindestens 64 Menschen sollen bei dem Versuch, zum Gipfel zu gelangen, ums Leben gekommen sein.

Der ebenfalls aus Südtirol stammende legendäre Bergsteiger Reinhold Messner und sein Bruder Günther hatten am 27. Juni 1970 als erste Menschen die Rupal-Wand des Nanga Parbat erklommen. Während der damals 23-jährige Günther Messner am Berg an den Folgen der Höhenkrankheit verstarb, konnte Reinhold sechs Tage später gerettet werden. Sterbliche Überreste seines Bruders wurden 2005 per DNA-Test identifiziert.

jdl/dpa

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