Wenig polarisiert in Deutschland aktuell so sehr wie die Impfpflicht. Sie soll – so die Befürworter – das Gesundheitssystem entlasten, aber vor allem auch die Risikogruppen schützen, zum Beispiel Ältere. Was aber sagen diese Menschen selbst zu der Idee?
Hannelore Lonnes, 89 Jahre alte Bewohnerin im St. Martinus:
»Es nützt ja nichts, wenn die Bewohner nur geimpft werden. Also das müsste schon in jedem Falle immer sein, dass das Personal auch geimpft wird.«
Das wird bald schon umgesetzt. Die einrichtungsbezogene Impfpflicht ist beschlossen, sie gilt zum 16. März für medizinische und pflegerische Einrichtungen, also auch für dieses Seniorenheim in Grevenbroich, das zur Augustinus Gruppe gehört. Wie kommt hier das Gesetz beim Personal an?
Markus Richter, Geschäftsführer Augustinus Gruppe:
»Es gibt natürlich die Gruppe der Skeptiker, da mussten wir sehr viel Überzeugungsarbeit leisten. Und es gibt ganz, ganz wenige, die also Gegner sind, und die werden es dann ab dem 15.3. schwer haben.«
Wie die Geschäftsführung mit denjenigen umgehen will, die sich der Impfung verweigern, weiß sie schon.
Markus Richter, Geschäftsführer Augustinus Gruppe:
»Wir haben uns dazu entschlossen, dass Mitarbeiter, die das nicht nachweisen können, zum 16.3., dass wir die zunächst mal freistellen, das heißt, die sind praktisch ab 16.3. nicht mehr in der Lage, ihrem Beruf in unseren Einrichtungen nachzugehen. Das sind wir uns in den Menschen, die bei uns leben, für die wir verantwortlich sind, schuldig.«
Bleibt also noch die Frage: Reicht die einrichtungsbezogene Impfpflicht aus? Die Wohnbereichsleiterin im St. Martinus hat eine klare Meinung.
Jana Wardemann, Leiterin Wohnbereich St. Martinus:
»Jedoch denke ich auch, dass eine allgemeine Impfpflicht uns besser aus der Corona-Pandemie rausbringen würde. Heißt, es kann nicht nur an den Pflegern liegen, es müsste an einem jeden liegen. Jeder hat Kontakte und jeder, der Kontakte hat oder auch mal wieder feiern gehen möchte, sollte sich einfach impfen lassen.«
Und noch deutlicher wird eine Bewohnerin.
Marika Rademacher, 79 Jahre alte Bewohnerin im St. Martinus:
»Die Impfpflicht muss kommen. Denn was wären wir ohne Impfungen? Schwindsucht, Tuberkulose, die Pest, die Pocken, Röteln, Masern, Scharlach, die Influenza jedes Jahr. Da verändert sich der Virus auch. Es muss einfach geimpft werden. Und wir sollten dankbar sein, dass es Menschen gibt, die sich dafür einsetzen, für uns einsetzen, um die Impfungen möglich zu machen.«