Hausärzteverband zu Impfstoffnachfrage In deutschen Praxen herrscht Novavax-Flaute

Das Interesse ist gering, eine Steigerung der Impfquote unwahrscheinlich: Der neue, aus den USA stammende Impfstoff Nuvaxovid ist in Deutschland bisher keine Erfolgsgeschichte.
Impfstoff des des US-Herstellers Novavax

Impfstoff des des US-Herstellers Novavax

Foto: DADO RUVIC / REUTERS

Der Deutsche Hausärzteverband sieht die Hoffnung auf einen Impfboom durch die neue Vakzine des US-Herstellers Novavax skeptisch. »In den Praxen gibt es bislang nur vereinzelte Nachfragen von Patientinnen und Patienten zu dem Novavax-Impfstoff«, sagte der Vorsitzende Ulrich Weigeldt dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. »Nach aktuellem Stand ist es zumindest fraglich, ob der neue Impfstoff zu einer signifikanten Steigerung der Impfquoten führt.«

Hausarztpraxen erreichten aktuell nur sehr wenige Terminwünsche für eine Impfung. »Wer sich bisher nicht hat impfen lassen, ist natürlich auch nur schwer zu überzeugen«, erklärte der Verbandschef. »Es ist offensichtlich, dass es für diese Menschen eine andere Art der Ansprache braucht.« Die aktuelle Kommunikationskampagne mit den bekannten Slogans erreiche sie nicht.

Die Bundesregierung hofft, dass das Mittel Nuvaxovid der Impfkampagne in Deutschland neuen Schwung verleiht. Es wurde als fünfter Coronaimpfstoff in der EU zugelassen – für Menschen ab 18 Jahren.

Zwei Dosen werden im Abstand von etwa drei Wochen gespritzt. Erste Bundesländer begannen am Wochenende damit, das Präparat zu verabreichen. Es handelt sich um einen Proteinimpfstoff – es basiert also auf einer anderen Technologie als die bisher zumeist eingesetzten mRNA-Präparate von Pfizer und Moderna, gegen die manche Menschen Bedenken haben.

Experten: Covid-Medikament Paxlovid »nur ein Notnagel«

Auch was ein neues Mittel zur Therapie von Corona-Erkrankungen betrifft, herrscht Zurückhaltung: Das neue Covid-19-Medikament Paxlovid ist laut Fachleuten nur für die Behandlung von relativ wenigen Infizierten eine Option. Die Nachfrage und die Verschreibung seien aktuell in der hausärztlichen Versorgung eine Randerscheinung, teilte die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (DEGAM) auf Anfrage mit. Begründet wurde dies mit der kleinen Bevölkerungsgruppe, für die das Medikament in Betracht komme, und mit der »glücklicherweise begrenzten Krankheitslast« von Omikron.

Der Konzern Pfizer hatte vor rund einer Woche die Auslieferung von Paxlovid an den Pharmagroßhandel in Deutschland begonnen. Das Mittel ist laut Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände nun verfügbar, Apotheken könnten es bei Vorlage eines Rezepts bestellen. Mit dem Mittel soll schweren Verläufen entgegengewirkt werden.

»Paxlovid ist nicht der Pandemieüberwinder, sondern die Impfung«, betonte die DEGAM. Für das Medikament in Betracht kämen ungeimpfte und noch nicht genesene Menschen über 65 Jahre. Mit dem Mittel habe man »einen Notnagel«: Der Einsatz erfordere äußerste Vorsicht und gute Patientenaufklärung und -überwachung. Ganz sicher sei, dass man das Präparat bei Menschen mit gutem Impfschutz nicht einsetzen sollte, hieß es.

Ein Grund für die Bedenken, die etwa auch der Deutsche Hausärzteverband auf Anfrage äußerte, sind mögliche Wechselwirkungen mit vielen anderen Medikamenten. Außerdem muss das Mittel in einem frühen Stadium der Infektion eingenommen werden.

ala/dpa
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