In zwei Regionen Notstand ausgerufen In Sibirien brennen Dörfer

Von Omsk bis Krasnojarsk: Sibirien brennt
Von Omsk bis Krasnojarsk sind es fast 1500 Kilometer, und doch teilen die so weit voneinander entfernten Regionen zurzeit ein Problem: Es brennt. So stark, dass in beiden Regionen zurzeit der Notstand gilt. Die Bilder, die man davon zu sehen bekommt, sind apokalyptisch. Denn anders als sonst brennen nicht nur Wälder, Torfebenen oder Taiga, sondern zunehmend auch Dörfer. Der Grund: Die Einsatzkräfte, die dagegenhalten könnten, sind zurzeit stark ausgedünnt. Zu viele Soldaten und Feuerwehrleute, die man in Sibirien in jedem Sommer zur Feuerbekämpfung braucht, feuern zurzeit selbst in der Ukraine.
So kämpfen die Feuerwehren vor Ort teils schon seit Wochen gegen Brände, die sie nicht unter Kontrolle bekommen. Allein in der Osterwoche fackelten im Bezirk Omsk 37.000 Hektar Land ab. Das ist gerade dann fatal, wenn im Boden Torf liegt, der glühen und schwelen und sich immer wieder aufs Neue entzünden kann. Ende April schien es, als habe man das Problem im Raum Omsk unter Kontrolle, jetzt brennt es dort wieder, schlimmer als zuvor.
Nur eine Frage des Wetters?
In der Region Krasnojarsk sind zurzeit rund 300 Feuerwehrleute mit 90 Löschfahrzeugen im Einsatz. Von dort kamen am Samstag die lautesten Hilferufe, denn was viel klingt, ist viel zu wenig: Begünstigt vom zu regenarmen Wetter ist das Land ungewöhnlich trocken. Dafür fährt jetzt ein Sturm darüber, der mit bis zu 40 Meter pro Sekunde in die Flammen bläst und sie zur Weißglut anfacht – aus Omsk wird Ähnliches berichtet. Über 200 Häuser, meldeten am Morgen die Rettungskräfte, stünden aktuell in Flammen. Manches davon versuchen die Helfer erst gar nicht zu löschen – zurzeit brennen zwei Sägewerke, das wäre eine aussichtslose Aufgabe.
Betroffen sind zahlreiche Landstriche und Dörfer. In zwölf Landkreisen, meldete die russische Nachrichtenagentur Interfax, brenne es zurzeit; das Katastrophenschutzministerium der Region erhöhte kurz darauf auf 16 Landkreise. Bisher, das weiß man, kamen fünf Menschen ums Leben, darunter zwei Kinder. Mindestens, heißt es dazu, denn so genau weiß man das alles noch nicht.
Bereits Mitte April berichtete die »Moscow Times«, eine der letzten noch unabhängig berichtenden Webseiten, über wachsenden öffentlichen Unmut darüber, mit den Feuern allein gelassen zu werden. Inzwischen kommentiert die Website nicht mehr, sondern gibt einfach die Berichte der Nachrichtenagenturen über die Feuer wieder.
Überraschend kamen die Brände ja nicht, Sibirien hat sich in den vergangenen Jahren daran gewöhnen müssen. Ein gewisses Maß an Bränden ist dort normal, doch mehrere ungewöhnlich warme, trockene Dürrejahre erhöhten die Gefahr von Feuern, die in Torfgebieten auch durch Selbstentzündung entstehen können: Der Klimawandel schafft dafür günstige Bedingungen. Allein im vorigen Jahr, rechnete ein Klimabericht der Europäischen Union vor, setzten Feuer in Sibirien rund 16 Millionen Tonnen Kohlendioxid frei.
In der Region Krasnojarsk riefen die örtlichen Behörden am Samstag den Notstand aus, in Omsk gilt er bereits seit Freitag. Der Gouverneur der Region ließ in einem Teil der Region den Strom abschalten, da umstürzende Strommasten die Brände zusätzlich angefacht hätten. Ausgenommen blieben lediglich lebenswichtige Einrichtungen, Tankstellen und Wasserversorgungssysteme. Die Behörden hätten benachbarte Gebiete um Hilfe gebeten, hieß es gegen Mittag. Diese werde jedoch »im besten Fall erst in einigen Stunden eintreffen«.