Irak Auch Osthoffs Fahrer ist frei
Berlin - Osthoff hat laut dem Fernsehsender N24 die Heimreise nach Deutschland angetreten. Sie befinde sich bereits auf dem Flughafen von Bagdad, zitierte der Sender den Bruder der Ex-Geisel, Robert Osthoff.
Osthoff kam nach mehr als dreiwöchiger Entführung gestern frei. Zunächst war sie in der Obhut der deutschen Botschaft in Bagdad. Inzwischen wurde auch der Fahrer Osthoffs freigelassen. Das berichten die Deutsche Presse-Agentur und das ZDF. Sein Verbleib ist zurzeit noch unklar. "Der Aufenthaltsort ist uns noch nicht bekannt", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts. Über Lösegeldzahlungen gibt es bislang keine Informationen.
Außenminister Frank-Walter Steinmeier dankte im Namen der Bundesregierung allen, die an der Freilassung mitgewirkt und ihre Solidarität mit der Geisel bekundet haben. In seiner etwa zweiminütigen Mitteilung über die Freilassung Osthoffs appellierte Steinmeier an die Entführer, auch die anderen Geiseln "unverzüglich in sichere Obhut zu übergeben".
Derzeit werden noch mindestens sechs westliche Geiseln im Irak festgehalten. Details über Freilassung und Kidnapper nannte Steinmeier nicht. "Heute noch nicht", fügte er hinzu.
Freunde und Verwandte der befreiten Geisel reagierten erleichtert. Der Bruder der Archäologin, Robert Osthoff, sagte in Grafing bei München: "Unsere Gebete wurden erhört." Er habe nicht damit gerechnet, dass die gute Nachricht so bald kommen würde. "Sie wird wahrscheinlich so lange auf ihre Entführer eingeredet haben, bis sie sie rausgeschmissen haben", sagte der 41-jährige Handwerker und Kurierfahrer.
Die Mutter von Susanne Osthoff, Ingrid Hala, sagte: "Man glaubt nicht, dass es so was Positives auch mal gibt." Obwohl sie keinen Kontakt zu ihrer Tochter habe, wünsche sie ihr, "dass es ihr physisch und psychisch wirklich gut geht". Auch für die Enkeltochter sei es "wahnsinnig wichtig, dass die Mama wieder zurück ist".
Osthoffs Tochter Tarfa ist vergangene Woche zwölf Jahre alt geworden. Das Kind lebt in einem Internat im Landkreis Ebersberg. Susanne Osthoff hat seit Jahren keinen Kontakt zu ihrer Familie. Vor fünf Jahren hat sie zum letzten Mal mit ihrer eigenen Mutter gesprochen, vor zwei Jahren mit ihrem Bruder Robert. "Ich habe sie immer unterstützt", sagte er. "Ich habe ihr Geld gegeben und zu ihr gehalten", betont Robert Osthoff und lässt durchblicken, dass das nicht leicht war. Zu extravagant seien die Ziele und Vorstellungen seiner Schwester gewesen - und ihre an Rücksichtslosigkeit grenzende Beharrlichkeit.
Bayerns Sozialministerin Christa Stewens (CSU) zeigt sich erfreut über die Freilassung der deutschen Geisel. Die Ministerin wünschte Osthoff "ein schönes Weihnachtsfest im Kreis ihrer Familie und der kleinen Tochter". Ihre Freude über die Freilassung äußerten auch FDP-Chef Guido Westerwelle, Grünen-Politiker Jürgen Trittin und der bayerische Landtagspräsident Alois Glück (CSU). Westerwelle bescheinigte dabei der Bundesregierung, "mit Umsicht und großem Geschick" gehandelt zu haben.
Osthoff und ihr Fahrer waren am 25. November im Norden Iraks entführt worden. Die vermummten Kidnapper hatten in einem Videofilm, in dem die beiden Geiseln mit verbundenen Augen gezeigt wurden, von der Bundesregierung die Beendigung der Zusammenarbeit mit dem Irak verlangt. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte daraufhin klar gestellt, dass sich Deutschland politisch nicht erpressen lasse.