Dieser Beitrag wurde am 14.05.2018 auf bento.de veröffentlicht.
Bei den Auseinandersetzungen zwischen dem israelischen Militär und palästinensischen Demonstranten sind am Montag in Gaza Dutzende Menschen ums Leben gekommen, mehr als 1000 wurden verletzt. Damit handelt es sich um die gewalttätigsten Ausschreitungen seit dem Gaza-Krieg 2014.
Die Palästinenser hatten gegen die neue Botschaft der USA in Jerusalem protestiert.
Am Montag wurde der Standort offiziell eingeweiht und die US-Botschaft damit von Tel Aviv nach Jerusalem verlegt werden. Ausgerechnet am 70. Jahrestag des Staates Israel.
Worum geht es?
Die US-Botschaft – wie viele andere Botschaften auch – lag bislang in der Hafenstadt Tel Aviv. In Jerusalem selbst hatten die USA nur ein Konsulat. Nun wurde das Schild ausgetauscht. Seit Montagnachmittag steht am Konsulat "Botschaft".
Die Änderung geht auf ein Dekret von US-Präsident Donald Trump zurück (bento). Er will damit offiziell Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkennen. Am Montag wurde sie mit 800 Gästen eröffnet, das Militär beschützte die Feier.
Warum sorgt der Streit um die Botschaft für so viel Ärger?
Weil der Status Jerusalems als Hauptstadt umstritten ist:
- Israel gilt als geteiltes Land: Israel selbst steht unter israelischer Verwaltung, das Westjordanland und der Gaza-Streifen sind teilweise in autonomer Verwaltung durch die Palästinenser.
- Israelis wie Palästinenser befanden sich Jahrzehnte lang im Konflikt miteinander, es gab mehrere offene Kriege.
- Der Friedensprozess zwischen beiden Seiten kommt immer wieder ins Stocken, eine Annäherung wird durch ständige neue Gewaltakte verhindert.
- Worin sich allerdings Israelis wie Palästinenser einig sind: Wenn man sich einig werden will, muss die Frage nach dem Status von Jerusalem zuletzt gestellt werden.
Israel besetzt den Osten von Jerusalem seit 1967, genau diesen Teil wollen die Palästinenser für sich. International wird Jerusalem daher nicht offiziell als israelische Hauptstadt anerkannt.
Mehr Hintergründe:
Durch seine Hau-Ruck-Entscheidung, Jerusalem als Hauptstadt anzuerkennen, hat Trump nun Fakten geschaffen. Den Nahostkonflikt heizt das neu an, für den Friedensprozess gilt nun eine neue Ausgangslage.
Worum geht es im Nahostkonflikt?
Wie geht es weiter?
Bereits seit Wochen protestieren Palästinenser regelmäßig gegen Israel. Immer freitags rufen sie "Tage des Zorns" aus, die Staatsgründung Israels vor 70 Jahren bezeichnen sie als "Nakba", als Tragödie.
Bei diesen Protesten kam es immer wieder zu blutigen Zusammenstößen. Demonstranten haben das israelische Militär mit Steinen attackiert, Soldaten schoßen zum Teil mit scharfer Munition zurück.
Israels Premier Benjamin Netanjahu sprach hingegen vor der Botschaftseröffnung von einem "bewegenden Tag für das Volk Israel und den Staat Israel". Russland hingegen warnte, die Verlegung der Botschaft könne zu neuen Spannungen im Nahostkonflikt führen. Und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte, die USA hätten "das internationale Recht mit Füßen" getreten.
Für die Zukunft bedeutet das nicht nur neue Zusammenstöße zwischen Israelis und Palästinensern. Der Nahostkonflikt könnte sich – durch die Einflüsse von USA, Russland und die Türkei – so auch auf die ganze Region ausweiten.
Mit Material von dpa
Auch auf Deutschland wirkt sich der Nahostkonflikt aus:
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