Hier sollte eigentlich überall Wasser sein. Italiens längster Fluss, der Po, ist derzeit von der schlimmsten Dürre seit 70 Jahren betroffen. Innerhalb von zwei Wochen hat sich der Wasserdurchfluss halbiert. Das beeinträchtigt längst auch die Landwirtschaft in der Region.
Nicola Forlani, Landwirtschaftskonsortium Region Ferrara
»Jetzt gerade sollte der Pegel des Po, wenn man den Durchschnitt der letzten 20 Jahre betrachtet, einen bis anderthalb Meter höher sein. Wenn wir genau hier wären, wo wir jetzt stehen, würden wir einen oder anderthalb Meter im Wasser stehen. Die Situation ist kritisch. Dank unserer Wasserpumpen schaffen wir es im Moment noch, Felder zu bewässern. Aber wir müssen sehen, was in den nächsten Tagen passiert, denn der Pegel des Po sinkt jeden Tag um einige Zentimeter.«
Die Agrarwirtschaft in der Po-Ebene im Norden Italiens macht rund ein Drittel der Landwirtschaft ganz Italiens aus. Für die Bauern ist die Rekorddürre ein Desaster. Auch weil so salziges Meerwasser aus dem Mittelmeer ins Flussbett fließt.
Andrea Bandiera, Landwirt
»Diese Dürre ist real, sie ist keine Theorie, die erklärt werden muss, sie ist für alle sichtbar. Der Weizen hat unter der Dürre im Frühjahr gelitten und die Körner sind einfach nicht gewachsen, so dass der aktuelle Ertrag nur halb so hoch ist wie er sein sollte. Wir können nicht davon leben, wenn der Ertrag so niedrig ist.«
Aus der Luft wird der ungewöhnlich niedrige Wasserstand besonders deutlich. Aber auch die Menschen, die häufig auf dem Wasser unterwegs sind und davon leben, sehen, wie extrem diese Dürreperiode ist.
Stefano Grassi, Touristenführer
»Während früherer Niedrigwasserperioden im Sommer standen normalerweise mindestens drei dieser Brückenpfeiler im Wasser. Einer der Pfeiler auf dieser Seite des Flussufers ist normalerweise selbst während der Trockenperioden im Sommer mit etwas Wasser bedeckt. Ich habe noch nie eine so ernste Situation erlebt.«
Meteorologen gehen davon aus, dass die anhaltende Dürre im Zusammenhang mit dem Klimawandel steht. Die Wettervorhersage für den Rest des Monats lässt kaum Besserung erwarten. Regen ist weiter nicht in Sicht, und die Temperaturen in der Region dürften in der kommenden Woche bis zu 40 Grad erreichen – 10 bis 12 Grad über dem Normalwert.