Ehemaliger KZ-Häftling Jack Terry im Alter von 92 Jahren gestorben

Jack Terry, langjähriger Sprecher der Häftlinge des Konzentrationslagers Flossenbürg, ist mit 92 Jahren nach schwerer Krankheit verstorben. Von den politischen Konsequenzen aus dem Holocaust war er enttäuscht. »Die Welt hat nichts gelernt«.
Jack Terry steht in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg (hier eine Aufnahme aus dem Jahr 2012)

Jack Terry steht in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg (hier eine Aufnahme aus dem Jahr 2012)

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Armin Weigel / dpa

Der ehemalige KZ-Häftling Jack Terry ist im Alter von 92 Jahren gestorben. Das teilte der Sprecher der Gedenkstätte Flossenbürg , Jörg Skriebeleit, mit. Zuvor hatte »Der Neue Tag« darüber berichtet. Terry hatte sich viele Jahre lang für die Erinnerung an die Verbrechen im Konzentrationslager Flossenbürg eingesetzt und war langjähriger Sprecher der ehemaligen Häftlinge. Ihm sei wichtig gewesen, »dass etwas bleibt von diesem schrecklichen Ort, der niemals hätte existieren dürfen« – so hätte es Terry selbst einmal formuliert.

Die Begriffe »KZ-Überlebender« und »Zeitzeuge« habe Terry abgelehnt und nicht als solcher vereinnahmt werden wollen, so Skriebeleit. Vor einigen Jahren habe sich Terry von seiner Sprecher-Funktion zurückgezogen. Die politischen Konsequenzen aus dem Holocaust seien ihm zu wenig konkret gewesen und das bei Gedenkfeiern vorgebrachte »Nie wieder« ritualisiert vorgekommen. »Die Welt hat nichts gelernt«, habe Terrys Resümee gelautet.

Der einzige Überlebende aus seiner Familie

Terry wurde 1930 in der Nähe der polnischen Stadt Lublin als Jakub Szabmacher geboren. Er wurde während der NS-Herrschaft zunächst in das Arbeitslager Budzyn gebracht, dann in das KZ-Außenlager Wieliczka – und schließlich im Alter von 14 Jahren nach Flossenbürg. Dort erlebte er 1945 die Befreiung durch die Amerikaner. Aus seiner Familie überlebte er als einziger den Holocaust. »Obwohl ich Flossenbürg so schnell verließ, wie ich konnte, hat mich Flossenbürg mein Leben lang nicht verlassen«, sagte er später.

Nach der Befreiung adoptierte ihn eine US-Familie, er studierte Geologie und Medizin. In New York, wo Terry bis zuletzt lebte, war er als Psychoanalytiker tätig. 1995 kam er anlässlich des 50. Jahrestages der Befreiung nach Flossenbürg, wurde zum Sprecher der ehemaligen Häftlinge und zum Mahner gegen das Vergessen.

Am 30. Oktober starb Jack Terry den Angaben nach im Kreise seiner Freunde und Familie nach kurzer, schwerer Krankheit.

czl/dpa

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