Jackson-Fans Freudenpartys auf der ganzen Welt
Santa Maria - Die bange Erwartung eines möglichen Schuldspruch hat sich in grenzenlosem Jubel aufgelöst: Nach der Urteilsverkündung umarmten sich die Fans vor dem Gerichtsgebäude, warfen mit Konfetti, hüpften und tanzten. Eine Frau in der Menge ließ bei jedem Freispruch zu den zehn einzelnen Anklagepunkten eine weiße Taube aufsteigen.
Schon lange vor Verkündung der Entscheidung im Gerichtssaal von Santa Maria stand für die Menge das Urteil fest. "Innocent" - unschuldig, riefen sie immer wieder in Sprechchören. Als die Jury dann auch so entschied, war die Begeisterung nicht aufzuhalten. "Das beweist, dass Gerechtigkeit in Amerika siegen kann", sagte die 19-jährige Tara Bardella, die vor zwei Wochen aus Arizona gekommen war, um den Ausgang des Prozesses mitzuverfolgen. "Wir lieben dich, Michael!"
Als das Idol aus dem Gerichtsgebäude trat, stiegen weiße Luftballons auf. Der Musiker warf seinem Publikum Kusshände zu, winkte kurz und stieg ins Auto, das ihn auf seine Ranch Neverland brachte.
In Jacksons Heimatstadt Gary im US-Staat Indiana pilgerten Einwohner zum ehemaligen Wohnhaus der Familie, um dem berühmtesten Sohn der Stadt ihre Unterstützung zu bekunden. "Ich wusste, dass er es nicht getan hat", freute sich Franklin Reese, der mit seinem Lkw vorgefahren war und im Autoradio in voller Lautstärke den Song "Beat It" zu Gehör brachte. "Michael ist ein guter Junge", versicherte Janine Bray, die nach eigenen Worten die Familie Jackson schon seit ihrer Kindheit kennt. "Michael würde nie jemandem weh tun."
"Der Alptraum ist vorbei"
Auf dem New Yorker Times Square versammelten sich ein paar hundert Menschen, um die Urteilsverkündung auf einer Großleinwand zu verfolgen. Jede Nicht-Schuldig-Erklärung quittierten sie mit lauten Rufen. "Es ist nicht illegal, ein bisschen merkwürdig zu sein", meinte der mexikanische Buchhändler Rogelio Mendez, 35. "Er ist ziemlich bizarr, aber kein Verbrecher." Martin Stock, der Gründer eines Michael-Jackson-Fan-Klubs in Deutschland, sagte, er sei außer sich vor Freude, auch wenn er mit dem Freispruch gerechnet habe.
In England freute sich Jacksons Freund Uri Geller: "Er ist durch die Hölle gegangen, und nun ist der Albtraum vorbei." Geller hatte das Fernsehinterview mitorganisiert, in dem Jackson erklärte, dass er manchmal das Bett mit Kindern teile.
Selbst die arabischen Fernsehsender al Dschasira und al Arabija unterbrachen ihr Programm, um die Ereignisse in Santa Maria live zu übertragen. Besonders aufmerksam wurde das Ende des Prozesses in Rumänien verfolgt, wo Jackson bei zwei großen Konzerten 1992 und 1996 auftrat und ein Waisenhaus in Bukarest unterstützte.
Vergleiche mit Mauerfall und Freilassung Mandelas
Auf der Homepage, die Jackson eingerichtet hatte, um Informationen während des Prozesses zu verbreiten, wurde der Freispruch mit dem Fall der Berliner Mauer und der Haftentlassung von Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela verglichen. Mit feierlicher Musik unterlegt erschien auf der Seite das englische Wort "Innocent" (unschuldig). Dann war eine Hand zu sehen, die den Buchstaben V als Symbol für Sieg formte.
Zuvor war Jackson in dem Verfahren wegen sexuellen Kindesmissbrauchs in allen Anklagepunkten freigesprochen worden und hatte das Gerichtsgebäude als freier Mann verlassen. Bei einem Schuldspruch der Geschworenen hätten dem 46-Jährigen Sänger bis zu 20 Jahre Haft gedroht.