Streit über WM-Spot Ist Jesus wirklich Italiener?

Screenshot aus Rai-Clip: Christus als Italien-Fan
Foto: YouTubeRio de Janeiro/Rom - Favela-Kids kicken in Azurblau, ein Capoiera-Tänzer macht in Italiens Trikotfarbe bella figura, und am Ende schauen wir von oben auf Rio und dessen Wahrzeichen hinab: Die Christus-Statue, auch sie trägt ein Italien-Trikot. Dazu heißt es: "Brasilien erwartet uns."
Wegen dieser Schlussszene sorgt ein kurzer Werbeclip des italienischen Staatssenders Rai zur Fußball-WM für Ärger. Die Erzdiözese Rio de Janeiro hat bei der Rai gegen die Darstellung des Heiligtums protestiert - und forderte mehrere Millionen Euro.
Die Kirche, der die Statue gehört, habe die Summe von 15 bis 21 Millionen Reais - umgerechnet fünf bis sieben Millionen Euro - gefordert, berichtet die brasilianische Zeitung "O Globo" . Dabei geht es offenbar nicht nur um religiöse Gefühle, sondern um "unerlaubte Nutzung" des Bildes der Statue. Laut italienischen Zeitungen hat der Anwalt der Diözese die Senderdirektoren in Italien am Pfingstsamstag kontaktiert - reagiert haben die bislang offenbar nicht.
Dabei scheint den Kirchenvertreten nicht einmal aufgefallen zu sein, dass die italienische Trikotnummer 10, in der nun die Christus-Statue zu sehen ist, ausgerechnet Skandalfußballer Antonio Cassano gehört - der für Ausraster auf dem Platz und Sexgeschichten abseits des Rasens berüchtigt ist.
Balotellis bescheidenes Instagram-Bild
Cassano konkurriert in Sachen Skandälchen vor allem mit seinem Mannschaftskollegen Mario Balotelli. Der wiederum brachte sich ebenfalls in die Debatte um die Christus-Statue und Italiens Fußballmannschaft ein.
Der Stürmer des AC Milan veröffentlichte vor wenigen Tagen im Fotonetzwerk Instagram eine eigene Variante der Christus-Statue . Auch dort steht jemand über Rio und breitet seine Arme in Christusmanier aus: Es ist Balotelli selbst.
Auch in Italien gab es übrigens Kritik am Werbespot von kirchlicher Seite: In der katholischen Wochenzeitung "Famiglia cristiana" mahnte der Chefredakteur: "Mehr Genügsamkeit und weniger Überheblichkeit stünde nicht nur den Werbespots gut, sondern auch unseren eigenen Spielern." Klingt ganz so, als ob er dabei Balotelli im Sinn gehabt habe.