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John Waters Späte Ehre

aus DER SPIEGEL 49/2022
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NurPhoto / IMAGO

Der Regisseur John Waters, 76, galt jahrzehntelang als Enfant terrible des amerikanischen Kinos. Er war ein Vorkämpfer der Queerbewegung, mit Filmen wie »Pink Flamingos« (1972) oder »Female Trouble« (1974) machte er die Dragqueen Di­vine zum Undergroundstar. Mit »Polyester« (1981) wagte er sich in die Sphären des Geruchskinos und traktierte sein Publikum mit Aromen von Kot und Diesel. Im kommenden Jahr soll er für sein Schaffen mit einem Stern auf dem Hollywood Boulevard geehrt werden, auch eine Ausstellung im Oscar-Museum ist in Vorbereitung.

»All diese Dinge sind sehr schmeichelhaft«, sagte Waters nun in einem Interview mit der »Miami New Times«. »Aber sie sind das genaue Gegenteil davon, wie meine Karriere begann, als ich nur schlechte Besprechungen bekam und für meine Filme verhaftet wurde.« Der Regisseur, der wegen seines Faibles für Geschmacklosigkeiten und Szenen mit Fäkalien auch »Pope of Trash« genannt wird, wurde nach eigenen Angaben Ende der Sechzigerjahre auf dem Gelände der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore festgenommen, weil er dort eine Nacktszene drehte. Seine Lust an der Provokation scheint ungebrochen. »Ich tue immer noch das Gleiche«, so Waters. Schon seit 50 Jahren mache er sich über die Vorstellungen lustig, die in der Mehrheitsgesellschaft über das Leben von Außenseitern herrschten.

Vor einigen Monaten ist sein Roman »Liarmouth« (auf deutsch: Lügenmaul) erschienen. Eine der Figuren betreibt in New York eine Schönheitsklinik für Hunde. Das sei alles andere als abwegig, meint Waters. Jedes Mal, wenn er nach L. A. komme, seien die Menschen dort »noch extremer« als zuvor, sie wirkten auf ihn mittlerweile wie eine »Rasse von Aliens«. An einer Verfilmung des Romans arbeite er bereits.

lob
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