Messerangriff in Altena Angeklagter bittet um Entschuldigung

Vor einem halben Jahr griff er den Bürgermeister von Altena in einer Dönerbude mit einem Messer an. Jetzt steht der mutmaßliche Täter vor Gericht - und zeigt Reue.
Der Angeklagte im Landgericht

Der Angeklagte im Landgericht

Foto: Ina Fassbender/ dpa

Zu Beginn des Prozesses um die Messerattacke auf den Bürgermeister von Altena, Andreas Hollstein, im Sauerland hat der Angeklagte um Verzeihung gebeten. "Ich bereue meine Tat und bin über mich selbst zutiefst erschrocken", hieß es in einer vom Verteidiger verlesenen Erklärung vor dem Landgericht Hagen.

Die Staatsanwaltschaft legt dem Mann aus Altena versuchten Mord aus niedrigen Beweggründen, gefährliche Körperverletzung und Bedrohung zur Last. Der 56-Jährige bestreitet diese Vorwürfe. Er habe niemanden töten oder verletzen wollen, beteuerte er in der Erklärung. Der Bürgermeister habe lediglich die Klinge an seinem Hals spüren sollen. "Er sollte wie ich Angst und Ausweglosigkeit fühlen. Er sollte spüren, wie das ist, wenn man nicht weiß, ob man noch weiterleben kann."

Der 56-Jährige befand sich nach eigenen Angaben im Herbst 2017 in einer desaströsen persönlichen Lage. Nach der Trennung von seiner Frau habe er außerdem seine Arbeitsstelle verloren. Er sei depressiv geworden und schließlich völlig verwahrlost, hieß es in der Erklärung. Als er den Bürgermeister in dem Imbiss gesehen habe, habe er spontan beschlossen, dem Politiker Angst einzujagen.

Angeklagter weist rassistische Motive zurück

Der Angeklagte bestritt, dass die Tat einen rassistischen Hintergrund gehabt habe. Laut Staatsanwaltschaft hatte der Angeklagte vor dem Angriff gerufen: "Mich lässt du verdursten, aber holst 200 Ausländer in die Stadt." Sie geht von einer rassistisch motivierten Tat aus. Der Angeklagte weist das zurück.

Er habe kurz vor der Tat erfahren, dass die Stadt Altena freiwillig 200 Flüchtlinge aufnehmen wolle. Dies habe er als ungerecht empfunden. "Hätte ich aber gelesen, dass der Bürgermeister 200 Deutsche unterstützen will, hätte sich mein Zorn auch dagegen gerichtet", sagte der 56-Jährige. Er soll Hollstein Ende November in einem Dönerimbiss attackiert und am Hals verletzt haben. Der Bürgermeister konnte den Angreifer mit zwei Helfern abwehren.

Die Stadt Altena hat mehr Flüchtlinge aufgenommen, als sie hätte aufnehmen müssen. Die Kommune gilt zudem als vorbildlich bei der Integration von Flüchtlingen. In der Vergangenheit sind bereits mehrere Politiker wegen ihrer Flüchtlingspolitik zum Opfer von Gewalt geworden. Mehr dazu lesen Sie hier.

fok/dpa/AFP
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