Amnesty-Jahresbericht Zahl der weltweiten Hinrichtungen sinkt auf neuen Tiefststand

Todeszelle in einem Gefängnis im US-Bundesstaat Georgia
Foto: Erik S. Lesser / Getty ImagesDie Zahl der dokumentierten Hinrichtungen weltweit ist im vergangenen Jahr um mehr als ein Viertel auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Statistik 2007 gesunken. Nach den Jahreszahlen der Menschenrechtsorganisation Amnesty International wurde die Todesstrafe in 18 Ländern insgesamt mindestens 483 Mal vollstreckt – ein Rückgang um 26 Prozent im Vergleich zu 2019. Damals waren es noch deutlich mehr als 600 Exekutionen gewesen.
Trotz der Coronapandemie gibt es aber auch ein Land, in dem die Zahl der Hinrichtungen zunahm: In Ägypten wurden dreimal so viele Menschen wie im Vorjahr hingerichtet. Bei mindestens 23 ergingen die Todesurteile laut Amnesty im Zusammenhang mit politischer Gewalt und in Gerichtsverfahren, die nicht den internationalen Mindeststandards für faire Gerichtsverfahren genügten.
»Der Rückgang ist darauf zurückzuführen, dass einige Länder, die nach wie vor die Todesstrafe anwenden, weniger Hinrichtungen vollzogen, maßgeblich Saudi-Arabien und Irak«, teilte Amnesty mit. Pandemiebedingt hätten einige Staaten Hinrichtungen auch ausgesetzt. Auch die Zahl der Todesurteile ging demnach um 36 Prozent auf weltweit mindestens 1477 in 54 Ländern zurück (China ausgenommen).
»Rückschritt« in den USA
Die Organisation kritisierte zudem, dass Indien, Katar, Oman und Taiwan Hinrichtungen im vergangenen Jahr wieder aufgenommen hatten. Dort wurden jeweils zwischen einer und vier Exekutionen pro Land durchgeführt.
Als »Rückschritt für den Kampf gegen die Todesstrafe« bezeichnete Amnesty den wiederaufgenommenen Vollzug von Exekutionen auf Bundesebene in den USA durch die Regierung von Ex-Präsident Donald Trump. In Trumps letzten Tagen im Amt hatte seine Regierung zudem weitere Hinrichtungsmethoden neben der Giftspritze erlaubt. Insgesamt wurden in dem Land 2020 17 Menschen hingerichtet, darunter erstmals seit Jahrzehnten wieder eine Frau.
Im internationalen Vergleich entfällt auf die Vereinigten Staaten damit dennoch nur ein Bruchteil aller weltweiten Exekutionen. 88 Prozent der registrierten Hinrichtungen wurden in Iran (mindestens 246), Ägypten (mindestens 107), dem Irak (mindestens 45) und Saudi-Arabien (mindestens 27) durchgeführt.
Mehrere Staaten, in denen Berichten zufolge immer wieder Menschen hingerichtet werden, tauchen in der Statistik nicht auf, weil die Hinrichtungen dort geheim gehalten werden oder eine genaue Dokumentation nicht möglich ist. Zuverlässige Daten für China, Nordkorea, Syrien und Vietnam gibt es nicht. Amnesty schätzt die Zahl der Hinrichtungen jedoch allein in China auf mehrere Tausend. In dem Land können auch Drogendelikte und Korruption mit der Todesstrafe geahndet werden.