Amoklauf an US-Universität Protokoll des Schreckens

Die Schießerei auf dem Campus der Universität von Blacksburg im US-Bundesstaat Virginia begann im Morgengrauen. Das Protokoll des Amoklaufes.

7.15 Uhr Ortszeit: Bei der Polizei geht der erste Notruf ein. Jemand meldet Schüsse in einem Studentenwohnheim auf dem Campus der Polytechnischen Universität von Virginia in Blacksburg, im so genannten West- Ambler-Johnston-Gebäude, und mehrere Opfer. In dem Wohnheim sind 895 Studenten untergebracht.

ca. 9.00 Uhr: Es werden weitere Schüsse aus einem anderen Gebäude mit Vorlesungssälen auf dem entgegengesetzten Teil des Campus gemeldet. Wie die Polizei andeutet, habe der Täter während einer laufenden Vorlesung geschossen. "Schüsse, immer wieder Schüsse", wie ein entsetzter Ohrenzeuge später erzählt.

10.00 Uhr: Es wird bestätigt, dass ein bewaffneter Unbekannter auf dem Campus herumläuft.

10.04 Uhr: Die Universitätsverwaltung fordert die Studenten auf, in den Gebäuden zu bleiben, sich von den Fenstern fernzuhalten und sich einzuschließen.

10.20 Uhr: Alle Seminare werden abgesagt.

10.32 Uhr: Es wird bestätigt, dass es einen Toten und einen Verletzten gibt.

10.36 Uhr: Wegen kräftigen Windes kann kein Hubschrauber eingesetzt werden, um die Verletzten zu bergen. Laut Polizeiangaben werden die Opfer mit Krankenwagen in das Montgomery Regional Hospital gebracht. Mehrere von ihnen sollen sich in einem kritischen Zustand befinden.

11.36 Uhr: Die Universität gibt bekannt, ein Verantwortlicher sei in Gewahrsam genommen worden, nach einem zweiten Schützen werde gefahndet. Die Unizeitung "The Collegiate Times" veröffentlicht Informationen, soweit es möglich ist.

11.50 Uhr: Die Nachrichtenagentur "Associated Press" berichtet von einem Toten, sieben Verletzten und zwei Schießereien an zwei verschiedenen Tatorten auf dem Campus. Die Polizei soll eine Person in Gewahrsam genommen haben und nach einer weiteren im Rahmen einer Routinemaßnahme fahnden.

11.57 Uhr: Drei Menschen werden in Handschellen aus einem Gebäude, Norris Hall, geführt. Anschließend wird eine Hundestaffel in das Gebäude geschickt, berichtet der Augenzeuge Nick Saunders, der die Vorgänge vom zweiten Stock der Randolph Hall beobachtet.

Es ist von 21 Verletzten die Rede.

Die Universitätsverwaltung gibt bekannt, dass sämtliche Seminare für den Dienstag gestrichen sind.

12.23 Uhr: Die Polizei bestätigt, dass 22 Menschen bei den Schießereien auf dem Campus getötet wurden. Der Tod des Schützen wird ebenfalls bestätigt.

Die Polizei bestätigt, dass die zweite Schießerei in einem Gebäude mit Vorlesungssälen stattgefunden habe. Dort habe es die meisten Toten und Verletzten gegeben.

12.45 Uhr: Ein lokaler Fernsehsender gibt die Zahl der Verletzten mit mindestens 28 an. Über die Identität des Täters und dessen Motive ist noch nichts bekannt.

12.53 Uhr: Im Fernsehen überschlagen sich die Meldungen, erste Amateurvideos und Handy-Aufnahmen werden gezeigt. Universitätspräsident Charles Steger spricht von einer "Tragödie monumentalen Ausmaßes".

14.13 Uhr: Der US-Nachrichtensender Fox News meldet 32 Todesopfer und 28 Verletzte.

14.35 Uhr: Behördensprecher bestätigen, dass die Zahl der Toten des Amoklaufs auf 31 gestiegen ist.

14.37 Uhr: Unklar bleibt, ob der Amokschütze von der Polizei getötet wurde oder ob er sich selbst das Leben nahm.

14.48 Uhr: Die Informationen kommen spärlich, es herrscht Unklarheit über den genauen Ablauf des Amoklaus. Augenzeugen berichten, es habe in der Morris Hall furchtbar ausgesehen. Das Fernsehen zitiert einen Überlebenden mit den Worten: "Es ist ein blutiges Massenchaos."

Zwei Studenten, so heißt es weiter, seien in Panik aus einem Fenster gesprungen, die anderen hätten sich versteckt, in Räumen eingeschlossen, auf dem Boden zusammengekauert. Sogar sonst hartgesottene Polizisten weinen.

15.00 Uhr: Die Nachrichtenagentur "Associated Press" meldet auf Berufung von Behördensprechern, dass der Amokläufer ein Einzeltäter ist. Noch nie wurden bei einer einzelnen Schießerei in den USA so viele Menschen getötet.

15.02 Uhr: Ein Ermittler der US-Bundespolizei FBI sagt, Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund gebe es aufgrund der ersten Beweislage nicht. Das Abgeordnetenhaus in Washington legt eine Schweigeminute ein.

15.37 Uhr: US-Medien berichten weiterhin von 32 Todesopfer und mehr als zwei Dutzend Verletzten.

15.42 Uhr: Nach offiziellen Angaben sind mehr als 30 Menschen ums Leben gekommen. Mindestens 29 Menschen wurden verletzt. Kongressabgeordnete aus Virginia gaben die Zahl der Toten mit 32 an. "Man hat uns gesagt, dass es 31 Tote gab und dass auch der Amokläufer tot ist - das macht insgesamt 32 Opfer", sagt Randy Forbes, Abgeordneter für den Bundesstaat Virginia, dem Fernsehsender CNN.

Erstmals ist von Hinweisen die Rede, dass sich der Amokläufer selbst erschossen habe. Dem Sender MSNBC zufolge soll es sich um einen jungen Mann asiatischer Abstammung gehandelt haben, der mit zwei 9-Millimeter-Handfeuerwaffen ausgestattet gewesen sei. Die Behörden bestätigen diese Angaben nicht.

16.00 Uhr: US-Präsident George W. Bush wendet sich an die Öffentlichkeit. Die Zahl der Todesopfer sei noch nicht exakt festzumachen, doch seien es mehr als 30 Menschen, die ums Leben kamen. Er sprach den Angehörigen und Verletzten sein tiefes Mitgefühl aus, reagierte mit Abscheu und Entsetzen auf die Bluttat und bot seine Gebete für die Opfer an.

16.43 Uhr: Die Zahl von 33 Todesopfern wird offiziell bestätigt.

16.54 Uhr: Die Polizei bestätigt, dass sich der Amokschütze in der Norris Hall selbst das Leben genommen hat und überall im Gebäude Leichen entdeckt wurden. Ein Sprecher gibt bekannt, dass keine weiteren Personen verhaftet wurden.

16.57 Uhr: 15 verletzte Studenten würden noch in Krankenhäusern behandelt, heißt es auf einer Pressekonferenz. Der Täter habe bislang nicht identifiziert werden können. "Ich kann Ihnen bisher nur sagen, dass er männlich ist", sagt Polizeichef Wendell Flinchum. Auch darüber, wie schwer der Täter bewaffnet gewesen sei, machte Flinchum keine Angaben.

17.01 Uhr: Angehörige der Opfer können über eine Hotline Informationen erhalten.

18.00 Uhr: Alle Studenten wurden dazu aufgefordert, ihre Familien und Angehörigen zu benachrichtigen und über ihren jeweiligen Zustand und die Situation zu informieren.

jjc/AP/dpa/AFP

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