Blutbad an US-Grundschule Schütze tötet 20 Kinder, 5 Erwachsene und seine Mutter

Kleine Kinder, Lehrerinnen und Lehrer - in einer Grundschule im US-Bundesstaat Connecticut hat ein bewaffneter Mann 26 Menschen erschossen. Unter den Opfern ist auch seine Mutter, die an der Schule gearbeitet hat. Es ist eines der schlimmsten Massaker der US-Geschichte.
Blutbad an US-Grundschule: Schütze tötet 20 Kinder, 5 Erwachsene und seine Mutter

Blutbad an US-Grundschule: Schütze tötet 20 Kinder, 5 Erwachsene und seine Mutter

Foto: MICHELLE MCLOUGHLIN/ REUTERS

Nur 27.000 Menschen leben in Newtown im US-Bundesstaat Connecticut, der Landkreis gilt als einer der wohlhabendsten in den USA. An diesem Freitag erleben die Menschen einen Alptraum. Ein Blutbad an der Sandy-Hook-Grundschule. Ein junger Mann hat 26 Menschen erschossen - 20 Kinder und 6 Erwachsene. Auch die Leiche des Täters wurde im Inneren des Schulgebäudes gefunden. Ein Mensch wurde verletzt.

Gegen 9.30 Uhr (Ortszeit) ging bei der Polizei unter der Nummer 911 der Notruf ein. "Wir hörten viele Schüsse und Schreie", berichtete ein Junge, der zum Zeitpunkt der Bluttat in der Sporthalle war, dem TV-Sender CNN. "Wir setzten uns an eine Wand, dann kam ein Polizist rein und rief: 'Ist er hier?'", so der Junge. Die Kinder versteckten sich in einem Schrank der Sporthalle, bis weitere Polizisten kamen und sie nach draußen in Sicherheit brachten. Später habe die Polizei zwei Erwachsene entdeckt, die in einem Schrank Schutz vor dem Amokschützen gesucht hatten, berichtet CNN.

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Schießerei in Connecticut: Bluttat an der Sandy-Hook-Grundschule

Foto: Jessica Hill/ AP

Der Täter trug eine schusssichere Weste, war komplett schwarz gekleidet, berichten Augenzeugen. Laut Polizei wurden mittlerweile drei Waffen gefunden: eine Glock und eine Sig Sauer, beides Pistolen, sowie ein Gewehr. Die Pistolen wurden in der Schule entdeckt, das Gewehr im Auto, mit dem der Amokläufer zu der Schule gefahren war. Mindestens hundert Schüsse soll er abgegeben haben. Der Mann ist tot. Er soll sich selbst erschossen haben.

Zu Beginn des Jahres hatten die Eltern einen Brief der Schule erhalten: Die Direktorin informierte sie darüber, dass auch an ihrer Schule die Sicherheitsvorkehrungen verschärft werden sollten. Während der Unterrichtszeiten sollten alle Türen verriegelt werden, Besucher sollten sich anmelden. Kein Unbefugter sollte Zutritt zu dem Gebäude bekommen, in dem rund 700 Kinder unterrichtet werden - ab dem Kindergartenalter bis zu zehn Jahren.

Wie verschaffte sich der Mann also Zugang zu der Schule? Nach Informationen der "New York Times" ist die Mutter des Schützen unter den Opfern, sie war an der Grundschule angestellt. Sein jüngerer Bruder soll von der Polizei verhört werden. Weiter hieß es, die Freundin des Schützen und ein weiterer Freund würden in New Jersey vermisst.

An einem weiteren Tatort in Newtown hat die Polizei inzwischen eine weitere Leiche entdeckt, gab ein Sprecher bekannt. Gouverneur Dannel Malloy erklärte, bei dem Toten handele es sich um eine Person, die mit dem Schützen zusammengelebt habe.

Schreie über das Lautsprechersystem

Eine Augenzeugin berichtete auf CNN, sie habe mit sechs Kollegen an einer Besprechung teilgenommen, als die ersten Schüsse fielen. Sie habe die Polizei gerufen, drei Kollegen seien auf den Flur gegangen. Nur einer sei zurückgekommen, nicht aber die Direktorin und der Schulpsychologe. Möglicherweise wurden sie von Schüssen getroffen und sogar getötet. Die Vize-Direktorin wurde verletzt.

Eine Mutter schilderte dem Sender WCBS unter Tränen, wie sie mit anderen Eltern angsterfüllt vor der Schule um die Kinder bangte. Die Polizei habe sie nicht in das Gebäude gelassen. "Viele Eltern warteten vor der Schule, alle hofften, dass ihre Kinder noch am Leben sind. Und dann wurde ihnen gesagt, dass ihre Kinder tot sind."

Der 17-jährige Mergim Bajralium, der in der Nachbarschaft lebt, erzählte Einzelheiten der Tat. Er habe zu Hause Schüsse gehört und sei losgelaufen, um nach seiner neun Jahre alten Schwester zu sehen. Seine Schwester habe Schreie über das Lautsprechersystem gehört, Lehrer hätten gezittert und geweint. "Jeder war traumatisiert", sagte er. Die Schwester wurde nicht verletzt.

US-Präsident Obama hält emotionale Rede

In den vergangenen Jahren kam es immer wieder zu Schießereien an Schulen und an Universitäten. Tatort des ersten Massakers, das sich live im TV vor den Augen der entsetzen US-Öffentlichkeit abspielte, war die Columbine High School im US-Bundesstaat Colorado. Am 20. April 1999 erschossen dort Eric Harris, 18, und Dylan Klebold, 17, zwölf Mitschüler sowie einen Lehrer. 23 Jugendliche wurden damals verletzt. Seit Columbine hat es etliche weitere Fälle gegeben weltweit, die Waffengesetze wurden in den USA bislang nicht verschärft.

US-Präsident Barack Obama hielt am Abend eine sehr emotionale Rede im Weißen Haus. "Unsere Herzen sind heute gebrochen", sagte Obama. Mehrmals unterbrach er seine kurze Ansprache, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. "Die Mehrheit der Todesopfer waren Kinder, wunderbare Kinder zwischen fünf und zehn Jahren alt." Wieder musste er sich unterbrechen, sammeln. "Sie hatten noch ihr ganzes Leben vor sich: Geburtstage, Schulabschlüsse, Hochzeiten, eigene Kinder." Seine Frau Michelle und er würden ihre beiden Töchter an diesem Abend besonders fest in die Arme nehmen.

Obama ordnete an, dass zur Trauer an allen öffentlichen Gebäuden bis Dienstag die Flaggen auf Halbmast gesetzt werden. Zudem kündigte er politische Konsequenzen an. "Wir haben das zu oft erlebt", sagte der Präsident und zählte die Massaker der vergangenen Jahre auf. "Diese Nachbarschaften sind unsere Nachbarschaften. Diese Kinder sind unsere Kinder. Wir müssen Maßnahmen ergreifen."

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