Newtown - Bis Freitag war Newtown im US-Bundesstaat Connecticut ein friedlicher Ort. Dann richtete der 20-jährige Adam Lanza in einer Grundschule ein beispielloses Massaker an. Kaltblütig erschoss er sechs Erwachsene und 20 Kinder. Vorher hatte er bereits seine Mutter erschossen (hier finden Sie die bisher bekannten Fakten zu dem Verbrechen und hier den Tathergang, wie Augenzeugen ihn schildern).
Seit Freitag steht der ganze Ort unter Schock. Viele Eltern mussten erfahren, dass ihre Kinder gestorben sind. Hunderte Menschen versammelten sich am Samstag in einer Kirche, um gemeinsam zu trauern. Das Kriseninterventionsteam eines Krankenhauses soll jedem in der Gemeinde jetzt helfen, der Bedarf für ein Gespräch hat.
Noch immer gibt es viele Fragen. Die Ermittler untersuchen weiter den Tatort, sagte der Sprecher der Polizei im US-Bundesstaat Connecticut. Die Untersuchung werde noch mindestens einen weiteren Tag dauern. Klar ist bereits jetzt, dass der Täter gewaltsam in die Schule eindrang. Anders als zunächst berichtet, sei er nicht freiwillig in die Schule eingelassen worden, sondern habe sich den Zugang "erzwungen". Zuvor hatte es geheißen, dass Schulleiterin Dawn Hochsprung ihm die Tür geöffnet habe - weil er der Sohn einer Kollegin war und sie ihn auf der Überwachungskamera erkannt habe. Dies stellt sich nun als falsch heraus.
Die als engagiert und kreativ beschriebene Direktorin Hochsprung starb bei dem Amoklauf, weil sie sich dem Täter entgegenstellte - wohl um ihre Schüler zu retten. Sie hatte erst Mitte Oktober neue Sicherheitsvorkehrungen an der Schule eingeführt, berichtet CNN. Mit Beginn des Unterrichts um 9.30 Uhr wurden demnach die Türen der Schule verriegelt, jeder Besucher musste ab dem Zeitpunkt am Haupteingang klingeln. Wenn sie in das Büro am Eingang hereingelassen wurden, mussten auch Eltern sich ausweisen.
Am Tag nach der schrecklichen Tat werden immer mehr Details bekannt. Augenzeugen berichten in zahlreichen US-Zeitungen und -Sendern, wie sich Kinder mit ihren Lehrern in Badezimmern oder Schränken verbarrikadiert haben oder in die Ecken von Klassenräumen pressten. Sie hörten die Schüsse und die Schreie anderer Kinder. Lehrer, die sich wie Direktorin Hochsprung dem Täter entgegenstellten, wurden erschossen. "Wer kann unseren armen kleinen Kindern das antun?", sagte eine Lehrerin der Sandy-Hook-Schule nach der Tat fassungslos in der "New York Times".
Viele Menschen in Newtown sind erschüttert angesichts der Grausamkeit des Täters. Sie fragen sich, was das Motiv für den Amoklauf war. Die Ermittler haben viele Hinweise gefunden, so die Polizei, auch in der Wohnung seiner Mutter. Sicher sei, dass Lanza allein gehandelt hat. Es habe keine weiteren Festnahmen gegeben.
Die Opfer des Täters liegen inzwischen nicht mehr in der Sandy-Hook-Grundschule, ihre Leichen werden jetzt untersucht. Sobald die Untersuchung abgeschlossen sei, würden die Namen und das Alter der Toten veröffentlicht, hieß es von der Polizei. Die Angehörigen der Opfer hätten darum gebeten, dass ihre Privatsphäre in dieser "extrem herzzerreißenden" Situation respektiert werde, so der Polizeisprecher. Jede Familie habe einen eigenen Polizeibeamten zur Seite gestellt bekommen, der sich um sie kümmern werde.
Nur ein Opfer des Amokläufers hat verletzt überlebt. Die Person liegt im Krankenhaus und spricht mit der Polizei. Zwei Kinder waren am Freitag noch schwerverletzt ins Krankenhaus gebracht worden, wo sie starben.
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Trauer in Newtown: Unsere Herzen sid gebrochen steht auf dem Schild. Die Menschen im Ort sind traumatisiert.
Ein Polizist bewacht die Straße, die zur Sandy-Hook-Schule in Newtown führt: Dort hat der 20-jährige Adam Lanza 26 Menschen und sich selbst erschossen.
Auf einer Konferenz am Tag nach dem Attentat gibt der Sprecher der Polizei im Bundesstaat Connecticut Informationen zum Tathergang. Demnach habe sich der Attentäter gewaltsam Zugang zum Schulgebäude verschafft.
Noch immer ist das Gebiet um die Schule abgesperrt. Die Mutter des Attentäter hat ganz in der Nähe gewohnt. Auch sie wurde von ihrem Sohn erschossen.
"Gott schütze die Familien" steht auf diesem Schild nahe der Sandy-Hook-Schule. Unter den Opfern sind 20 Kinder im Alter zwischen fünf und zehn Jahren.
Je ein Zettel auf der Flagge steht für ein Opfer: Bevor Adam Lanza zu der Schule fuhr, erschoss er seine Mutter Nancy in deren Haus. Sie war Mitarbeiterin der Sandy-Hook-Schule.
Newtown steht unter Schock. Zwar ist die ganze Stadt noch weihnachtlich geschmückt - doch an Festtagsstimmung ist nicht zu denken. "Es ist so traurig. Warum hat er das nur gemacht? Warum, warum, warum?", fragt Carol Eurell. Die New Yorkerin ist als freiwillige Seelsorgerin nach Newtown gekommen.
Polizisten vor dem Eingang der Schule. Wie der bewaffnete Täter die Sicherheitsvorkehrungen umgehen konnte, ist bisher nicht bekannt.
Den Bewohnern steht das Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Newtown ist eine idyllische, beinahe verschlafene Stadt mit gut 27.000 Einwohnern. "Ich kann nicht glauben, dass das hier bei uns passiert ist", sagt der 14-jährige Bobby Haskins. "Ich kann es einfach nicht glauben. Nicht hier, nicht hier bei uns."
Ein Paar sucht Trost in der Umarmung: Nach Berichten von Augenzeugen gab der Amokläufer bis zu hundert Schüsse ab. "Es machte Bang, Bang, ich habe Schreie gehört", schilderte ein Junge die Szene.
Moment der Trauer: Eine Familie liegt sich weinend in den Armen. Der Amoklauf hat das gesamte Land in einen tiefen Schock gestürzt. Aus der ganzen Welt kamen Beileidsbekundungen.
Szenen eines Alptraums: Ein Mädchen und zwei Frauen konnten aus der Schule entkommen - hier werden sie von einem Polizisten in Sicherheit gebracht.
In diesem Fall ist noch mal alles gut gegangen, das Mädchen kam unverletzt aus der Schule. Wie inzwischen bekannt wurde, hat sich der Täter gewaltsam Zutritt zum Gebäude verschafft. Zunächst hieß es, die Direktorin habe ihn hereingelassen.
Polizeieinheiten auf dem Weg zum Schulgebäude. Über das Motiv des Täters ist noch nichts Genaueres bekannt, es seien aber Hinweise gefunden worden, hieß es bei einer Presskonferenz am Samstag.
Paul Vance von der Staatspolizei Connecticut bei einer Pressekonferenz: Man habe den Schützen tot in der Schule gefunden, sagte Vance.
Unter Schock: Kinder vor der Grundschule in der Kleinstadt Newtown im US-Bundesstaat Connecticut.
Mehrere Kinder retteten sich unter Aufsicht einer Betreuerin aus dem Gebäude, die Hände jeweils auf die Schultern des Vordermanns gelegt.
Satellitenaufnahme der Sandy-Hook-Grundschule: Laut "Huffington Post" sind hier bis zu 700 Kinder angemeldet - die meisten von ihnen sind im Alter zwischen fünf und zehn Jahren. Das Lehrerkollegium umfasst 46 Personen.
TV-Standbild vom Polizeieinsatz rund um das Schulgebäude: Die Beamten umspannten ein Auto mit Absperrband.
US-Präsident Barack Obama trat noch am Freitagabend vor Journalisten und hielt eine emotionale Rede, in der er politische Konsequenzen ankündigte. "Wir haben das zu oft erlebt", sagte der Präsident und zählte die Massaker der vergangenen Jahre auf. "Diese Nachbarschaften sind unsere Nachbarschaften. Diese Kinder sind unsere Kinder. Wir müssen Maßnahmen ergreifen."