Anschläge im Saarland
Ermittlungsgruppe prüft Verbindungen zur Terrorzelle
Mindestens elf Mal brannten zwischen 2006 und 2011 im saarländischen Völklingen Häuser von Migranten - nun soll eine Ermittlergruppe klären, ob die Taten mit dem Terror-Trio aus Zwickau in Verbindung stehen. Auch der Anschlag auf die Wehrmachtsausstellung in Saarbrücken wird erneut überprüft.
Anschlag auf Wehrmachtsausstellung 1999: Neue Ermittlungsgruppe eingerichtet
Foto: Werner Baum/ dpa
Saarbrücken - Im Zuge der bundesweiten Ermittlungen zur Neonazi-Terrorgruppe überprüfen die Ermittler im Saarland den Anschlag auf die Saarbrücker Wehrmachtsausstellung 1999 sowie zahlreiche Brandanschläge in Völklingen.
Dazu wurde am Montag nach Angaben von Generalstaatsanwalt Ralf-Dieter Sahm eine gemeinsame Ermittlungsgruppe von Polizei, Landeskriminalamt (LKA) und Staatsanwaltschaft eingerichtet. Diese solle untersuchen, ob die Brandstiftungen in Völklingen einen rechtsradikalen Hintergrund hätten.
Bei den Ermittlungen geht es um mindestens elf Brandstiftungen auf Wohnhäuser in Völklingen in den vergangenen fünf Jahren. In einigen der Häuser hätten vor allem türkischstämmige Menschen und Ausländer gewohnt, in einigen aber auch Deutsche, berichtete Sahm.
Das saarländische LKA war am 28. November darüber informiert worden, dass in der Selimiye-Moschee in Völklingen eine DVD des Zwickauer Trios eingegangen war. Insgesamt sind damit zwölf Exemplare des Bekennerfilms aufgetaucht. Sahm betonte allerdings am Montag, es gebe im Fall der Brandanschläge keine Anhaltspunkte für eine Verbindung zur Zwickauer Zelle.
Völklingen, eine Stadt mit knapp 40.000 Einwohnern, ist seit Jahren eine Hochburg der NPD, die im Stadtrat sitzt. Auch Freie Kameradschaften sind in Völklingen aktiv. Ein türkisches Brandopfer hatten den Behörden vorgeworfen, einseitig ermittelt zu haben. Nun soll auch ein mögliches Fehlverhalten der Polizei untersucht werden.
Bei dem Anschlag auf die Wehrmachtsausstellung in Saarbrücken gebe es hingegegen eine Spur, die zu der Neonazi-Gruppe NSU führen könnte, sagte er. Bei den Akten zum Anschlag auf die Wehrmachtsausstellung gebe es "eine Reihe interessanter Details", die auf eine Verbindung zu dem Trio aus Zwickau hindeuten könnten. Gleichzeitig fügte er hinzu: "Ich betone ausdrücklich: könnte. Konjunktiv."
Bei den Tätern handele es sich vermutlich um eine Gruppe, weil sie in einem Bekennerschreiben die "Wir-Form" verwendet hätten. Die Täter kämen vermutlich nicht aus dem Saarland, sondern seien "eher in Gebieten der ehemaligen DDR beheimatet". Dies ergebe sich aus Analysen von Drohbriefen, die nach dem Anschlag verschickt worden seien.
Generalstaatsanwalt Sahm hatte Ende der vergangenen Woche gesagt, bei der Aufklärung werde man auch dem Verfassungsschutz die "eine oder andere Frage stellen". Die Ermittlungsgruppe soll nach Angaben von LKA-Chef Franz-Josef Biesel eng mit der Sonderkommission "Trio" des Bundeskriminalamtes zusammenarbeiten.