Vier Tote in Apolda Feuer in Mehrfamilienhaus – mutmaßlicher Brandstifter festgenommen

Nach einem verheerenden Brand in Thüringen sind zwei weitere Leichen entdeckt worden. Der Landesinnenminister zeigt sich »zutiefst erschüttert«. Ein 35-Jähriger hat sich der Polizei gestellt.
Feuerwehreinsatz in Apolda: Brand am frühen Sonntagmorgen

Feuerwehreinsatz in Apolda: Brand am frühen Sonntagmorgen

Foto: Bodo Schackow / dpa

Nach dem Brand eines Mehrfamilienhauses im thüringischen Apolda ist ein Tatverdächtiger festgenommen worden. Der 35-Jährige habe sich am Montag der Polizei gestellt, sagte Georg Maier (SPD), der Innenminister des Bundeslandes, bei einem Besuch in der Stadt.

Bei dem verheerenden Brand sind mindestens vier Menschen ums Leben gekommen. Nachdem am Sonntag – dem Tag des Brandes – bereits der Tod von zwei Menschen bekannt wurde, wurden am Montag zwei weitere Tote entdeckt. Ein Brandursachenermittler habe die stark verkohlten Leichen am Mittag im Dachgeschoss bei einer Begutachtung entdeckt, teilte die Polizei mit.

»Zeitnahe« Hinweise auf den Verdächtigen

Die Polizei ermittele in alle Richtungen, sagte Innenminister Maier. Doch sei Brandstiftung »überwiegend wahrscheinlich«. Nach Angaben der Kriminalpolizei Jena hatten die Ermittler bereits am Sonntag »zeitnah« durch Zeugenaussagen Hinweise auf den Verdächtigen erhalten. Der Polizei hätten auch Fotos von ihm vorgelegen. Der Mann sei schließlich am Montagvormittag bei der Polizei in Jena erschienen.

Man gehe davon aus, dass der Verdächtige zuvor Kontakt zu einer ihm nahestehenden Person gehabt habe, die ihn dahingehend beeinflusst habe, sagte Mirko Remmert, Leiter der Kriminalpolizei Jena. Der Mann selbst habe sich noch nicht geäußert.

Die drei Toten im Dachgeschoss – darunter ein bereits am Sonntag entdeckter Leichnam – wurden einem Polizeisprecher zufolge am Montag mithilfe einer Drehleiter der Feuerwehr geborgen, ihre Identität ist bislang ungeklärt. Von der Straße aus konnte das Haus noch nicht betreten werden.

Sachschaden von rund zwei Millionen Euro

Der Brand in der 22.000 Einwohner zählenden Stadt war am frühen Sonntagmorgen ausgebrochen. Ein 53 Jahre alter Mann kam beim Versuch ums Leben, sich mit einem Sprung aus dem Fenster vor den Flammen zu retten. Knapp zwei Dutzend Menschen wurden nach Stand vom Montag teils schwer verletzt, darunter laut Polizei acht Kinder sowie zwei Feuerwehrleute.

Nach Angaben vom Sonntag rettete die Feuerwehr 30 Menschen. In dem Haus hätten sich mehr Menschen aufgehalten als dort gemeldet waren, sagte der Polizeisprecher. Zu dem Zeitpunkt waren 44 Bewohner und fünf Besucher in dem Haus bekannt, wie Stadtbrandinspektor Ingo Knobbe sagte. Gäste hätten gemeinsam mit Bewohnern Einschulung gefeiert.

Er sei über die Brandkatastrophe »zutiefst erschüttert«, sagte Maier, der den Einsatzkräften von Feuerwehr und Rettungsdiensten seinen Dank aussprach. Apoldas Bürgermeister Rüdiger Eisenbrand (Freie Wähler) sagte, eine solche Katastrophe sei »für mich schwer zu ertragen«. Das Haus ist unbewohnbar, die Polizei schätzte den Sachschaden auf rund zwei Millionen Euro.

Nach Angaben der Stadtverwaltung gibt es viele Anfragen und Anrufe von Einwohnern, die den Brandopfern helfen oder für sie spenden wollen. Bei der Sparkasse Mittelthüringen sei ein Spendenkonto eingerichtet worden.

bbr/dpa
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