Tödlicher Brand in Apolda Überwachungskamera brachte Ermittler auf die Spur des Verdächtigen

Feuerwehreinsatz in Apolda (Aufnahme vom 29. August): Feuer wohl durch Brandstiftung entstanden
Foto: Bodo Schackow / dpaZwei Tage nach dem schweren Wohnhausbrand mit vier Toten im thüringischen Apolda sind Details der Ermittlungen bekannt geworden. Aufzeichnungen einer Überwachungskamera am Brandort hätten die Ermittler auf die Spur des Tatverdächtigen gebracht, so Hannes Grünseisen, der Sprecher der Staatsanwaltschaft Erfurt.
Diese zeigten den Mann mit Benzinkanistern in der Hand beim Betreten des Hauses, sagte Grünseisen und bestätigte damit einen MDR-Bericht. Die Polizei hatte am Montag von Zeugenhinweisen zu dem Mann und von Fotos gesprochen.
Vier Tote, zahlreiche Verletzte
Unterdessen wurde Haftbefehl gegen den mutmaßlichen Brandstifter erlassen. Das Amtsgericht Erfurt sei dem Antrag der Staatsanwaltschaft Erfurt gefolgt, teilte Grünseisen mit. Gegen den 35 Jahre alten Mann, der am Montag vorläufig festgenommen worden war, wird wegen Mordes und Brandstiftung ermittelt. Er war am Dienstagnachmittag dem Haftrichter vorgeführt worden und sollte nach der Verkündung des Haftbefehls in Untersuchungshaft gebracht werden.
Bei dem Brand in dem Wohnhaus am frühen Sonntagmorgen waren ein 53-jähriger Mann und drei weitere, bisher nicht identifizierte Menschen ums Leben gekommen. Knapp zwei Dutzend Menschen wurden teils schwer verletzt, darunter Kinder. 30 Menschen hatten die Feuerwehrleute aus dem brennenden Haus gerettet.
Der Tatverdächtige war am Montag aus eigenem Antrieb zur Polizei nach Jena gegangen – Grünseisen zufolge allerdings wegen eines anderen Sachverhalts. Dort wurde er vorläufig festgenommen. Die Polizei und Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) hatten am Montag zunächst mitgeteilt, er habe sich dort freiwillig gestellt. Laut Grünseisen kommt Mord als Straftatbestand infrage, wenn ein »gemeingefährliches« Mittel, mit dem Menschen getötet oder gefährdet werden können, im Spiel sei. Das sei bei einem Brand, der sich unkontrolliert ausbreiten könne, der Fall.
Sachschaden von rund zwei Millionen Euro
Die Brandermittler konnten die Ruine des großen Mehrfamilienhauses, das etwas außerhalb des Stadtzentrums liegt, laut Polizei auch am Dienstag noch nicht betreten. Es fehle noch die Freigabe durch einen Statikexperten, hieß es von der Polizei.
Ersten Menschen, die durch den Brand ihr Heim verloren hatten, seien neue Wohnungen zugewiesen worden, sagte ein Stadtsprecher. Die Betroffenen waren den Angaben zufolge zunächst bei Verwandten oder Bekannten untergekommen, einige wurden auch in das evangelische Gemeindehaus aufgenommen. Für die Brandopfer läuft eine Spendenaktion, die Stadt hat ein Konto eingerichtet.
Nach Angaben der Stadtverwaltung lebten in dem Haus ausschließlich bulgarische Staatsbürger, der Hausbesitzer sei ebenfalls Bulgare. Dasselbe gilt für den mutmaßlichen Täter. Ein Feuerwehrsprecher hatte von 44 in dem Haus gemeldeten Menschen sowie fünf Gästen zum Zeitpunkt des Brandes gesprochen. Den Sachschaden durch den Brand hatte die Polizei auf rund zwei Millionen Euro geschätzt.