Streit zwischen Bushido und Abou-Chaker »Die beiden zanken sich – Entschuldigung – wie Mädchen«

Nach dem Zerwürfnis zwischen Bushido und Arafat Abou-Chaker fungierte Ashraf Rammo als Manager des Rappers. Vor Gericht hat er von seinen Gesprächen mit allen Beteiligten erzählt.
Arafat Abou-Chaker (Archiv): Er verdiente an Bushidos Erfolg mit, heute haben sie sich zerstritten

Arafat Abou-Chaker (Archiv): Er verdiente an Bushidos Erfolg mit, heute haben sie sich zerstritten

Foto: Olaf Wagner / imago images/Olaf Wagner

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Die beiden Männer begegnen sich mit Respekt. Mit ernster Miene folgt Arafat Abou-Chaker den Ausführungen von Ashraf Rammo vor Gericht. Hin und wieder nickt er zustimmend. Nie lacht er spöttisch auf, rollt mit den Augen oder drückt anderweitig sein Missfallen aus, wie er es immer wieder bei der Aussage von Bushido und dessen Frau Anna-Maria Ferchichi getan hatte. Rammo und Abou-Chaker gehen respektvoll miteinander um.

Ashraf Rammo, 39 Jahre alt, ist an diesem Montag Zeuge im Prozess gegen Arafat Abou-Chaker, 45, und drei seiner Brüder. Rammo, den der Rapper Massiv in einem seiner Songs als »Berlins Marlon Brando« bezeichnet, trägt einen gepflegten Vollbart, schwarze Jeans, schwarzes Kurzarmhemd, weiße Turnschuhe. Er hat einen Anwalt dabei. Vor der 38. Großen Strafkammer des Landgerichts Berlin soll er berichten, was er über die Auseinandersetzung zwischen dem Rapper Bushido und Clanchef Abou-Chaker weiß.

Im September 2017 hatten die beiden sich überworfen. Bushido begab sich wenig später in die Obhut von Ashraf Rammo, der für kurze Zeit sein Manager wurde. Bushidos Geschäfte mit Rammo endeten, als seine Zusammenarbeit mit der Polizei begann.

»Sie haben alles gemeinsam gemacht.«

Ashraf Rammo über Bushido und Arafat Abou-Chaker

Ob er die Angeklagten kenne, fragt der Vorsitzende Richter. »Ja, ich kenne sie alle«, sagt Rammo und beginnt die Namen von Arafat, Nasser, Rommel und Yasser Abou-Chaker aufzuzählen. »Wir kommen aus derselben Gegend. Wir sind alle Neuköllner. Wir sind gemeinsam aufgewachsen.« Neukölln ist ein Stadtteil Berlins.

Über das Verhältnis von Bushido und Abou-Chaker bis 2017 wisse er wenig. »Ich kenne es nur vom Hörensagen«, sagt er. Auf ihn hätten sie über all die Jahre wie eine verschworene Gemeinschaft gewirkt. »Sie haben alles gemeinsam gemacht.« Überall seien sie gemeinsam aufgetaucht.

Ende 2017 habe Bushido ihm plötzlich berichtet, dass er sich mit Abou-Chaker zerstritten habe und Abou-Chaker die Zusammenarbeit mit ihm beenden wolle. »Echt? Krass! Wow!«, so habe er damals auf die Nachricht reagiert. »Das war sehr verwunderlich für mich.«

»Herr Ferchichi hat Ihnen erzählt, dass die Trennung von Arafat Abou-Chaker ausging?«, fragt der Vorsitzende Richter nach. Die Akustik im Saal ist schwierig, Rammos rasante Redegeschwindigkeit erschwert das Verständnis noch. »Richtig«, bestätigt Rammo, Bushido habe gesagt, Abou-Chaker habe die Zusammenarbeit beenden wollen. Abou-Chaker habe ihm das später bei einem Treffen in einem Restaurant am Kurfürstendamm bestätigt.

Er habe beiden geraten, sich Anwälte zu nehmen

Warum Abou-Chaker ihn damals kontaktierte, sagt der Zeuge nicht. Sie hätten gemeinsam gegessen und über Bushido gesprochen. Abou-Chaker habe erst nach Mekka pilgern und dann die Trennung mit dem Rapper vollziehen wollen. Die Medien hätten es damals so dargestellt, als sei er Bushidos neuer Beschützer gewesen, »der starke Mann« an seiner Seite, der mit Abou-Chaker über die Trennung verhandeln sollte. »Das ist nicht wahr«, sagt Rammo. Wie es tatsächlich gewesen sein soll, sagt er nicht.

Dass die Trennung der beiden nicht reibungslos verlief, hat auch Rammo mitbekommen. »Wie bei so einem alten Ehepaar gab es immer wieder Reibereien zwischen den beiden.« Sie seien sich nicht einig geworden. »Es war wie ein Tauziehen.« Rammo lacht. »Die beiden zanken sich – Entschuldigung – wie Mädchen. Die sind wie zwei Frauen, die streiten.« Er habe beiden geraten, sich Anwälte zu nehmen.

Hat Bushido ihm davon erzählt, dass Abou-Chaker ihn bei einem Trennungsgespräch im Januar 2018 eingesperrt, ihn mit einer halbvollen Plastikwasserflasche und einem Stuhl attackiert haben soll, fragt der Richter. Wegen dieser Vorwürfe muss sich Arafat Abou-Chaker unter anderem wegen Freiheitsberaubung und gefährlicher Körperverletzung vor Gericht verantworten. »Nein«, sagt Rammo, schüttelt den Kopf und wiederholt: »Nein, nein.« Er habe in den Medien davon gelesen. »Er hat mir das nie gesagt.«

»Es war eine schwere Zeit für ihn«

Am Abend des Tages, an dem sich die Attacken ereignet haben sollen, habe er Bushido mit einem Freund zu Hause besucht. »Er hat geredet wie immer«, sagt Rammo. Der Rapper habe von dem Treffen mit Abou-Chaker berichtet, gesagt, dass sie sich wieder nicht einig geworden seien. Von Gewalttätigkeiten habe Bushido nicht gesprochen. »Ich will nicht mehr, ich kann nicht mehr«, das habe der Rapper gesagt. »Es war eine schwere Zeit für ihn«, sagt Rammo. »Ich wollte ihn unterstützen, ihm helfen, ein bisschen beraten.«

Wie es dazu kam, dass nach Abou-Chaker nun Rammo Bushidos Manager wurde, bleibt an diesem ersten Tag seiner Zeugenbefragung unklar. »Ich bin kein Mensch, der sich aufdrängt«, sagt Rammo nur. Er spricht von einer Freundschaft zu Bushido, die sich 2017 langsam entwickelt habe. Und dass er gerne mit Bushido zusammengearbeitet habe. Auch Bushido hatte vor Gericht in den höchsten Tönen von Ashraf Rammo geschwärmt.

Anis Ferchichi, bekannt als Rapper Bushido

Anis Ferchichi, bekannt als Rapper Bushido

Foto: Paul Zinken / dpa

Er sei seit 2005 als »Musikberater und -betreuer« in der Branche tätig und habe gute Kontakte in der Rap-Szene. Er habe für Bushido mit Musiklabels und Produzenten verhandelt. »Ich habe mich bemüht, ein vernünftiger Manager zu sein.« Ihre Zusammenarbeit habe sich gut entwickelt. Dass ihre geschäftliche Beziehung endete, habe nicht an ihm gelegen. Bushido habe sie beendet, als er sich wegen Abou-Chaker an die Polizei wandte. Seit Januar 2019 steht der Rapper unter Polizeischutz.

Die beisitzende Richterin fragt, ob Rammo während seiner Zusammenarbeit mit Bushido Kontakt zu Arafat Abou-Chaker hatte. Nein, sagt Rammo. »Es gab Missverständnisse. Arafat dachte wohl, dass ich einen Keil zwischen ihn und Bushido treiben wollte.« Dies sei aber nicht so gewesen.

Abou-Chaker und Rammo hätten sich lange nicht gesehen. Nur im vergangenen Jahr haben sie kurz miteinander gesprochen. Als Abou-Chakers Mutter im September gestorben ist, ging Rammo zur Trauerfeier und sprach ihm sein Beileid aus. »Ich habe ihm die Ehre erwiesen«, sagt Rammo. »Das macht man so.«

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