Attentat in Charleston Mutmaßlicher Todesschütze wegen neunfachen Mordes angeklagt

Die Emanuel AME Church in Charleston: Weltweites Entsetzen
Foto: Stephen B. Morton/ AP/dpaNach dem Angriff auf eine von Afroamerikanern besuchte Kirche in Charleston mit neun Todesopfern hat die Staatsanwaltschaft gegen den mutmaßlichen Schützen ein Strafverfahren wegen Mordes eingeleitet. Dem 21-jährigen Dylann R. werde Mord in neun Fällen sowie der Besitz einer Schusswaffe bei einer Gewalttat vorgeworfen, teilte die Polizei von Charleston auf ihrem Twitter-Account mit.
In den kommenden Wochen muss eine sogenannte Grand Jury aus Laienrichtern entscheiden, ob die Beweise für eine offizielle Anklage ausreichen. R. soll am Mittwochabend in der Emanuel African Methodist Episcopal Church in Charleston das Feuer auf Gläubige eröffnet und neun Menschen getötet haben - darunter den Pastor, der auch Mitglied im Senat des Bundesstaats South Carolina war. Am Donnerstag wurde R. nach einer Großfahndung festgenommen. Am Freitagnachmittag wird er zu einem ersten Gerichtstermin erwartet.
Die Gouverneurin des Bundesstaates South Carolina, Nikki Haley, forderte im US-Sender NBC die Todesstrafe für den Schützen. Das rassistisch motivierte Verbrechen sei "der schlimmste Hass, den ich und dieses Land in einer langen Zeit gesehen haben", sagte die Republikanerin.
Neben dem Verfahren im Bundesstaat könnte R. auch auf Bundesebene angeklagt werden. Das US-Justizministerium und die Bundespolizei FBI leiteten bereits Ermittlungen wegen eines sogenannten Hassverbrechens ein. Die Bundesbehörden verfolgen in den USA Straftaten, die einen rassistischen oder anderweitig diskriminierenden Hintergrund haben.
"Rassistische Wahnsinnstat"
Dem Nachrichtensender CNN zufolge soll R. in Verhören die Tat gestanden und ausgesagt haben, er habe einen "Krieg der Rassen" entfachen wollen.
Nach dem Attentat in der Kirche hat die Stadt New York ihre Sicherheitsvorkehrungen verstärkt. Alle Kirchen, die hauptsächlich von Afroamerikanern besucht werden, würden mit zusätzlichem Personal bewacht, sagte Bürgermeister Bill de Blasio. Das sei eine Vorsichtsmaßnahme, es gebe keine konkreten Gefährdungshinweise. "In New York hat Hass keinen Platz."
Die Morde lösten international Entsetzen aus. Nach allem, was bisher bekannt sei, handele es sich um eine "rassistische Wahnsinnstat", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin. "Wir trauern mit den Familien der Opfer, wir trauern mit allen Menschen in den USA, die entsetzt sind, dass dieses alte Übel des Rassenhasses ein weiteres Mal aufgebrochen ist."