Ermittlungen wegen Volksverhetzung Polizei sucht mit Haftbefehl nach Attila Hildmann

Kochbuchautor und Corona-Leugner Hildmann
Foto: imago images/Mike SchmidtDer Corona-Aufwiegler Attila Hildmann ist offenbar abgetaucht. Wie der SPIEGEL aus Ermittlerkreisen erfuhr, wissen die Fahnder seit Anfang Februar nicht mehr, wo der Verschwörungsideologe sich aufhält.
Am Freitag hat das Amtsgericht Berlin-Tiergarten deshalb einen Haftbefehl gegen Hildmann erlassen. Die Ermittler werfen ihm unter anderem Volksverhetzung, Beleidigung, Bedrohung und öffentliche Aufforderung zu Straftaten vor.
Die Staatsanwaltschaft Berlin wollte sich nicht zu den Vorgängen äußern. Inzwischen fahndet das Landeskriminalamt nach dem 39-Jährigen. Unklar ist, wie die Information über den erlassenen Haftbefehl durchgesickert ist.
Bereits am Samstag postete Hildmann auf seinem Telegram-Kanal eine Nachricht, wonach gegen ihn »ein Haftbefehl wegen des Aussprechens der Wahrheit« vorliege. Später veröffentlichte er eine Botschaft, in der er behauptete, »Merkels Stasi-Bullen« hätten seine Mutter besucht und nach ihm gefragt. »Das Regime« verfolge ihn wie einen Terroristen, beklagte er sich: »Ich bin gerne Corona-Leugner Nummer eins.«
Der durch seine veganen Kochbücher bekannt gewordene Hildmann hatte in den vergangenen Monaten auf seinem Telegram-Kanal und bei Demonstrationen massive, häufig antisemitische Hetze verbreitet. Über den ehemaligen Grünen-Bundestagsabgeordneten Volker Beck sagte er: »Für Beck würde ich als zukünftiger Reichskanzler wieder die Todesstrafe durch Eier-Treten auf öffentlichem Platz einführen.«
Hausdurchsuchung in Brandenburg
Die Ermittlungen gegen Hildmann liefen zunächst bei der Staatsanwaltschaft Cottbus – der frühere Kochbuchautor wohnt in Brandenburg. Im November durchsuchten Polizisten seine dortige Wohnung und beschlagnahmten unter anderem Laptops und Handys. So sollte wohl auch verhindert werden, dass er über das Internet weiterhin Hetze betreibt. Kurz darauf übernahm die Berliner Staatsanwaltschaft die Ermittlungen, um eine Vielzahl von Anzeigen zu bündeln, die gegen Hildmann eingegangen waren. Die Beamten prüfen inzwischen mehr als tausend seiner Äußerungen auf mögliche Strafbarkeit.