Ermittler in Frankreich
Auto-Attacke von Dijon war kein "terroristischer Akt"
Der Autofahrer, der in Dijon unter "Allahu Akbar"-Rufen 13 Passanten verletzt hat, ist nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft kein Attentäter. Die Ermittler gehen von der Tat eines psychisch gestörten Mannes aus.
Tatort in Dijon: Islamistischer Hintergrund ausgeschlossen
Foto: ARNAUD FINISTRE/ AFP
Dijon - Der Angriff eines Autofahrers auf mehrere Fußgänger im ostfranzösischen Dijon war offenbar kein Terrorakt, sondern die Wahnsinnstat eines schwer psychisch Kranken. Das gab die Staatsanwaltschaft am Montag bekannt. Weil der Täter bei seiner Festnahme "Allahu Akbar" (Gott ist groß) gerufen hatte, war zeitweise ein islamistischer Hintergrund befürchtet worden.
Der 40-jährige Mann war am Sonntagabend in der Innenstadt von Dijon gezielt in mehrere Fußgängergruppen gerast und hatte dabei 13 Menschen teils schwer verletzt. Der in Straßburg geborene Sohn einer Algerierin und eines Marokkaners habe nach seiner Festnahme kein religiöses Motiv angegeben, sagte Staatsanwältin Marie-Christine Tarrare. Bei ihm zu Hause sei auch keinerlei islamistisches Propagandamaterial gefunden worden: "Es handelt sich auf keinen Fall um einen terroristischen Akt."
Der Staatsanwältin zufolge wollte der 40-Jährige eigentlich Polizisten oder Soldaten als Vertreter des Staates mit seinem Auto überfahren. Da er keine Beamten auf der Straße gesehen habe, sei er absichtlich in die Fußgänger hineingefahren. Der Mann habe dies gestanden. Ihm wird nun versuchter Mord vorgeworfen.
Täter leidet unter "schwerer Psychose"
Der Täter war laut Staatsanwaltschaft in den vergangenen Jahren 157-mal freiwillig in psychiatrischer Behandlung. Der frühere Drogenabhängige soll unter einer "schweren Psychose" leiden. Der Mann gab demnach bei seiner Befragung an, Auslöser für seine Tat sei eine Weihnachtssendung im Fernsehen gewesen, wodurch er die Ungerechtigkeit gegenüber Kindern in Tschetschenien nicht mehr ertragen habe. Bei seiner Festnahme hatte er noch von palästinensischen Kindern gesprochen.
Im zentralfranzösischen Joué-lès-Tours war am Samstag ein Mann von Polizeikräften erschossen worden. Er hatte mit "Allahu Akbar"-Rufen ein Kommissariat gestürmt und mit einem Messer drei Beamte verletzt.
Frankreichs Staatspräsident François Hollande hatte anschließend vor Panik gewarnt und zu äußerster Wachsamkeit des Staates aufgerufen. Mehr Sicherheitskräfte sollten aber nicht mobilisiert werden, so Regierungssprecher Stéphane Le Foll in Paris nach einer Kabinettssitzung. Zwischen den beiden Ereignissen gebe es nach derzeitigem Stand keine Verbindung.