Mögliches Funkloch
Untersuchung zu Bad Aibling ausgeweitet
Der Fahrdienstleiter, der das Zugunglück von Bad Aibling ausgelöst haben soll, setzte noch einen Notruf ab. Die Staatsanwaltschaft geht Hinweisen nach, dass dieser möglicherweise wegen eines Funklochs nicht ankam.
Arbeiter der Bahn an der Unglücksstelle: Die Behörden gehen Hinweisen über ein mögliches Funkloch nach
Foto: Amelie Sachs/ dpa
Die Staatsanwaltschaft Traunstein hat ihre Ermittlungen zur Aufklärung der Unglücksursache des Zugunglücks von Bad Aibling ausgeweitet. Grund sind Spekulationen über ein mögliches Funkloch.
"Ich habe deshalb das Bayerische Landeskriminalamt gebeten, das Funknetz der DB Netz auf eventuelle Funklöcher zu überprüfen", sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU). "Hierzu werden unsere Telekommunikationsspezialisten in den nächsten Tagen Messungen durchführen."
Bei dem Unglück auf der eingleisigen Strecke starben am Dienstag vergangener Woche elf Menschen, 85 wurden verletzt. Der Fahrdienstleiter, der durch einen Fehler das Zugunglück mit elf Todesopfern verursacht haben soll, hatte nach Angaben der Staatsanwaltschaft noch einen Notruf an die Lokführer abgesetzt. Dieser sei aber ins Leere gegangen.
Messfahrten auch von DB Netz
Einem Bericht der "Stuttgarter Zeitung" zufolge gibt es auf einem Abschnitt der Unglücksstrecke ein großes Funkloch. Dadurch seien schnelle Notrufe erschwert. Die Zeitung beruft sich in ihrem Bericht auf interne Unterlagen der bundeseigenen DB Netz, die das Schienennetz betreibt.
Auch die DB Netz wird laut Herrmann Messfahrten auf der Unfallstrecke zwischen Bad Aibling und Kolbermoor machen. "Wir setzen alles daran, die Ursachen dieses schrecklichen Unglücks so schnell wie möglich vollumfänglich aufzuklären, um gegebenenfalls die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen", sagte Herrmann.
Ein Sprecher der Deutschen Bahn hatte am Donnerstag gesagt, das Unternehmen überprüfe regelmäßig die Funkversorgung auf der betroffenen Bahnstrecke. Bei der zurückliegenden Überprüfung sei die vollständige Funkausleuchtung für den Streckenabschnitt zwischen Bad Aibling und Kolbermoor festgestellt worden.
Der betroffene Fahrdienstleiter, gegen den wegen fahrlässiger Tötung ermittelt wird, soll mit einem Sondersignal einen verspäteten Zug auf die eingleisige Strecke geschickt haben, obwohl er dies nach Überzeugung der Ermittler nicht hätte tun dürfen. Als der Mann seinen Fehler bemerkte, habe er den Notruf abgesetzt. Die beiden Züge stießen dennoch zusammen.
Am Samstag sollen auf der Unglücksstrecke wieder die ersten Züge nach Fahrplan fahren. Der seit dem Unfall geltende Ersatzverkehr mit Bussen werde in der Nacht zum Samstag eingestellt.