Stadtfest in Sachsen Passanten sollen Neonazi-Angriffe verhindert haben

Altstadt von Bautzen (Archivbild): Vorfälle an mehreren Orten
Foto: Arno Burgi/ picture alliance / dpaIm sächsischen Bautzen haben die Besucher eines Stadtfests offenbar mehrere Übergriffe aus dem rechten Milieu verhindert. Die Teilnehmer des Kulturfestivals "Bouncen in Bautzen" stellten sich einer Gruppe mutmaßlich gewaltbereiter Extremisten in den Weg und vertrieben sie so, wie die Polizei mitteilte .
Zu einer körperlichen Auseinandersetzung sei es nicht gekommen, sagte Polizeisprecher Torsten Jahn dem SPIEGEL - die Passanten hätten die drohenden Angriffe verbal verhindert: "Die haben gesehen, dass die nichts Gutes im Schilde führen", sagte Jahn. Daher hätten sie den Vermummten sinngemäß zugerufen: "Wenn ihr hier Stunk machen wollt, wird das nichts!"
Insgesamt war es demnach in der Nacht zum Samstag zu drei solcher Vorfälle auf dem Platz am Bautzener Burgtheater gekommen. Die alarmierte Polizei verstärkte daraufhin ihre Streifen im Stadtzentrum und konnte mehrere mutmaßliche Mitglieder der Gruppe identifizieren.
Einer rief "Sieg Heil!"
Die Beamten stellten unter anderem eine Sturmhaube, Quarzhandschuhe und Aufkleber der rechten Szene sicher. Quarzhandschuhe sind mit Sand gefüllt, was die Schlagkraft und somit das Verletzungsrisiko bei Faustschlägen deutlich erhöht.
Bei einer weiteren Kontrolle wurden mehrere Polizisten beleidigt, ein Beamter wurde zudem mit einem Kronkorken beworfen. Die Täter, die laut Polizeisprecher Jahn der aggressiven Gruppe aus dem rechten Milieu zuzuordnen sind, erhielten Anzeigen wegen Beleidigung und versuchter Körperverletzung.
Alle Beteiligten erhielten Platzverweise, dabei skandierte ein Tatverdächtiger den Ruf "Sieg Heil". Insgesamt stellte die Polizei nach eigenen Angaben die Personalien von etwa 20 Verdächtigen im Alter zwischen 17 und 22 Jahren fest. Der Staatsschutz ermittelt unter anderem wegen des Verdachts des Landfriedensbruchs.
Bautzen gilt als eine Hochburg der rechten Szene in Sachsen, zuletzt machte der Streit über eine junge Historikerin, die auf der Liste der Grünen für den Stadtrat kandidiert und sich gegen Rassismus engagiert, bundesweit Schlagzeilen (hier erfahren Sie mehr über das Thema).
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