
Die Angeklagte: Beate Zschäpe im NSU-Prozess
Große Überraschung im NSU-Prozess Beate Zschäpe spricht zum ersten Mal selbst
Die mutmaßliche Rechtsterroristin Beate Zschäpe hat zum ersten Mal im Münchner NSU-Prozess persönlich das Wort ergriffen. Sie verlas eine kurze Erklärung, wonach sie sich früher "durchaus mit Teilen des nationalistischen Gedankenguts" identifiziert habe, inzwischen jedoch nicht mehr. "Heute beurteile ich Menschen nicht nach Herkunft und politischer Einstellung, sondern nach Benehmen", sagte Zschäpe.
Beim Verlesen der kurzen Erklärung am 313. Verhandlungstag des Prozesses vor dem Oberlandesgericht München sprach sie sehr schnell mit leiser Stimme und wirkte nervös. Zschäpe bekräftigte in ihrer kurzen Erklärung ihre Entschuldigung an die Opfer des "Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU) und die Hinterbliebenen und verwies dabei auf eine ihrer früheren, von einem Anwalt verlesenen Erklärungen.
Zschäpe ist die Hauptangeklagte im NSU-Prozess und steht seit dem 6. Mai 2013 vor Gericht. Sie hatte jahrelang auf Anraten ihrer drei Verteidiger Wolfgang Heer, Wolfgang Stahl und Anja Sturm jede Aussage verweigert. Im vergangenen Dezember hatte sie mit Unterstützung von zwei weiteren Anwälten erstmals eine Aussage und mehrere Antworten auf Fragen des Oberlandesgerichts München verlesen lassen. Seitdem äußerte sie sich mehrfach auf diese Weise.
Die Bundesanwaltschaft wirft Zschäpe Mittäterschaft an zehn Morden vor, die ihre beiden Freunde Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt überwiegend aus Fremdenhass verübt haben sollen. Neun der Opfer waren türkisch- oder griechischstämmige Zuwanderer, eine Polizistin Deutsche. Zschäpe hatte mit Mundlos und Böhnhardt 13 Jahre unerkannt im Untergrund gelebt. Erst nach dem Tod ihrer beiden Gefährten im November 2011 stellte sie sich der Polizei.
Zschäpe sagte nun, sie verurteilte das, was die beiden Uwes den Opfern angetan hätten und auch ihr eigenes Fehlverhalten.