Nach Explosionen in Beirut Libanesische Behörden nehmen 16 Hafenmitarbeiter fest

Nach der Explosionskatastrophe im Hafen von Beirut hatte die Regierung versprochen, die Hintergründe rasch aufzuklären. Jetzt kam es zu ersten Verhaftungen.
Der Hafen von Beirut nach der Katastrophe

Der Hafen von Beirut nach der Katastrophe

Foto: IBRAHIM DIRANI/DAR AL MUSSAWIR/EPA-EFE/Shutterstock

Nach der Explosionskatastrophe in Beirut haben die libanesischen Behörden 16 Hafenmitarbeiter festgenommen. Wie Militärstaatsanwalt Fadi Akiki mitteilte, wurden im Zuge der Ermittlungen mehr als 18 Angestellte befragt, 16 von ihnen wurden in Gewahrsam genommen.

Es handele sich vor allem um Mitarbeiter der Hafenverwaltung und der Zollbehörde - aber auch um Verantwortliche für Wartungsarbeiten und Arbeiter, die an Bauarbeiten am explodierten Hangar Nr. 12 beteiligt waren, berichtet die Nachrichtenagentur AFP.

Ziel sei es, "alle Fakten im Zusammenhang mit der Katastrophe zu klären", sagte Akiki.

Der Ort der Explosion - ein Industriegebiet am Hafen im Norden der libanesischen Hauptstadt - werde bis zum Abschluss der Ermittlungen geschlossen bleiben. Die Aufsicht hätten hier die libanesische Armee sowie die Informationsabteilung der Kräfte für innere Sicherheit.

Zuvor waren bereits mehrere Verantwortliche des Hafens unter Hausarrest gestellt worden. Sie sollen in den vergangenen Jahren für die Lagerung und Bewachung der großen Mengen Ammoniumnitrat zuständig gewesen seien, die bei dem Vorfall möglicherweise explodierten.

Unklar blieb dabei, welche Vorwürfe ihnen gemacht werden oder ob ihnen ein ordentliches Gerichtsverfahren droht.

Untersuchungsausschuss soll rasche Ergebnisse liefern

Die libanesische Regierung hatte zuvor versprochen, die Hintergründe der Katastrophe rasch zu klären. Ein am Donnerstag eingesetzter Untersuchungsausschuss soll binnen vier Tagen einen detaillierten Bericht zu den Verantwortlichen liefern.

In Beirut gab es Demonstrationen gegen die Regierung. Viele Libanesen misstrauen den Behörden und fordern internationale Ermittlungen. Dem schlossen sich etwa ehemalige libanesische Ministerpräsidenten wie Saad Hariri an. Nach ihrer Auffassung müssten die Vereinten Nationen oder die Arabische Liga einen Ermittlungsausschuss aus unabhängigen Experten bilden. Das hatten auch Menschenrechtsorganisationen gefordert.

Libanons Innenminister Mohammed Fahmi hatte dagegen erklärt, dass internationale Experten wohl nicht notwendig seien. Die Fachleute im Land hätten die nötige Kompetenz für Ermittlungen.

Mindestens 137 Todesopfer

Nach jüngsten Angaben der Behörden wurden dabei mindestens 137 Menschen getötet und mehr als 5000 weitere verletzt. 300.000 Menschen sollen ihr Zuhause verloren haben. Dutzende Menschen werden noch vermisst.

bah/AFP/dpa/Reuters
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