
Ungewöhnliche Methoden eines Bürgermeisters: Akustik-Attacke gegen Roma
Akustik-Attacke auf Roma Ärger für den Dezibel-Bürgermeister
Brüssel - Bürgermeister Gino Debroux dachte offenbar, es sei eine gute Idee, Roma, die sich im belgischen Landen niedergelassen hatten, mittels lauter Musik zu vertreiben. Das sah das flämische Minderheitenforum anders - und forderte nun nach Informationen der belgischen Tageszeitung "Le Soir" die Staatsanwaltschaft auf, Ermittlungen gegen das Stadtoberhaupt und seinen DJ aufzunehmen.
Den beiden wird Körperverletzung und unmenschliche Behandlung von Schutzbefohlenen vorgeworfen. Der Bürgermeister der Kleinstadt östlich von Brüssel organisierte Lautsprecher mit einer Leistung von mehr als 14.000 Watt und einen DJ. Er wollte die Gruppe von Roma mit lauter Musik von einem Industriegelände vertreiben, auf dem sie illegal kampierten. Sie hatten sich zuvor geweigert, das Areal freiwillig zu verlassen.
Doch Debrouxs Plan ging nicht auf. Von der lauten Musik ließen sich die Camp-Bewohner nicht irritieren. Ganz im Gegenteil. Eine Traube von Kindern nahm die akustische Attacke zum Anlass, munter draufloszutanzen.
Kritik auch aus eigenem Lager
Für seine Aktion erntete der Bürgermeister Kritik. Sein Parteikollege Bruno Tobback twitterte, es sei "keine gute Idee, Roma mit Musik zu vertreiben". Die flämische Wohnungsministerin Freya Van den Bossche verbreitete über den Kurznachrichtendienst: "Nicht okay, was sich in Landen abspielt. Gar nicht okay."
Bürgermeister Debroux verteidigte seine Aktion als "gewaltlose Methode, die Camper zu einer Einigung zu bewegen". Ein Camp-Bewohner wird zitiert, sich bei Debroux bedankt zu haben: "Ich möchte mich bei ihm bedanken. Wirklich nett, dass er uns einen DJ geschickt hat, um hier Party zu machen. Lokalen Medien zufolge startete der DJ seinen ungewöhnlichen Auftritt mit "Sultans of Swing" von den Dire Straits. Ob es an der Musikbeschallung lag, dass die Roma sich wenig später mit der Polizei einigten und das Areal räumten, ist nicht bekannt.
Wie die belgische Tageszeitung "DH" berichtet, könnten neben einer Klage noch weitere Unannehmlichkeiten auf Gino Debroux warten. Die Verwertungsgesellschaft SABAM kündigte an, der Stadt Landen eine Rechnung über mehrere Hundert Euro zu schicken. Wegen unangemeldeten Spielens von Musikstücken aus ihrem Repertoire.