Ein weiterer Häftling hat vom Berliner Gefängnis Plötzensee Reißaus genommen. Nur Stunden nachdem sich am Donnerstag vier Gefangene mit schwerem Werkzeug den Weg in die Freiheit bahnten, ist dem Justizvollzug der weitere Insasse abhandengekommen.
Der 30-Jährige kehrte einem Sprecher des Justizsenators zufolge nicht aus dem offenen Vollzug zurück. "Das wurde gestern Abend bei der Zellenkontrolle festgestellt", sagte er. Der Mann verbüßt dort eine Ersatzfreiheitsstrafe wegen Schwarzfahrens und Ordnungswidrigkeiten.
Zu den vier am Donnerstagvormittag ausgebrochenen Häftlingen hat die Polizei derweil weiter keine heiße Spur. "Es gibt noch keine Festnahmen und keinen neuen Stand", sagte eine Polizeisprecherin. Auch die Polizei in Brandenburg fahndete in der Nacht nach den Männern.
Sie hatten in einem Heizungsraum der Anstalt zunächst den Betonmittelpfosten einer 70 mal 30 Zentimeter großen Lüftungsöffnung an der Außenmauer mit einem schweren Hammer zerschlagen. Anschließend durchtrennten sie den vom Beton freigelegten Stahl mit einer Flex. Schließlich zwängten sie sich durch die enge Öffnung ins Freie und krochen unter dem Außenzaun der Justizvollzugsanstalt hindurch in die Freiheit.
Der Fall wirft Fragen auf. Es ist unklar, wie die Männer in den laut Anstaltsleitung üblicherweise verschlossenen Heizungsraum mit den Werkzeugen gelangen konnten. An der Tür ist ein Sicherheitsschloss, das offenbar mit einem Schlüssel geöffnet wurde. Die Männer waren am Morgen in der angrenzenden Autowerkstatt auf dem Gefängnisgelände zur Arbeit erschienen.
Offen ist auch, warum der Ausbruch lange unbemerkt blieb. Eine Kamera, die eine Eingangspforte überwacht, filmte die Aktion um 8.49 Uhr. Alarm wurde aber erst gegen 9.30 ausgelöst. In der Alarmzentrale des Gefängnisses, in der Aufnahmen von Dutzenden Kameras auf zahlreichen Bildschirmen zusammenlaufen, bemerkte niemand den Coup des Quartetts.
Im Gefängnis Plötzensee begann laut dem Sprecher der Senatsverwaltung am Donnerstag der von Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) angekündigte Sicherheitscheck. Das Loch, aus dem die Männer entkamen, sei gesichert und die Autowerkstatt geschlossen worden.
Die vier Ausbrecher sind den Angaben zufolge zwischen 27 und 38 Jahre alt und saßen wegen Straftaten wie Diebstahl, räuberischer Erpressung und schwerer Körperverletzung in dem Gefängnis im Stadtteil Charlottenburg. In der Justizvollzugsanstalt Plötzensee sitzen laut Verwaltung derzeit rund 360 Menschen ein.
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Aus der Justizvollzugsanstalt Plötzensee in Berlin sind vier Häftlinge ausgebrochen. Die Berliner Polizei suchte rund um das Gefängnis nach den Männern.
Die vier bahnten sich mithilfe schwerer Werkzeuge den Weg in die Freiheit. Durch einen Heizungsraum nahe einer Autowerkstatt auf dem Anstaltsgelände gelangen sie in den Außenbereich.
Die Männer zerschlugen auf ihrer Flucht zunächst den Betonmittelpfosten einer 70 mal 30 Zentimeter großen Lüftungsöffnung an der Außenmauer mit einem schweren Hammer. Anschließend durchtrennten sie den vom Beton freigelegten Stahl mit einer Flex.
Schließlich zwängten sie sich durch die enge Öffnung ins Freie und überwanden einen Stacheldrahtzaun, indem sie unter ihm hindurchkrochen.
Trümmer auf dem Gefängnisgelände: Die Häftlinge arbeiteten in einer Werkstatt in der JVA und hatten dort am Morgen ihren Dienst angetreten. Die Ausbrecher sind den Angaben zufolge zwischen 27 und 38 Jahre alt und saßen wegen Straftaten wie Diebstahl, räuberischer Erpressung und schwerer Körperverletzung in dem Gefängnis im Stadtteil Charlottenburg.
Eine Überwachungskamera nahm die Flucht auf: Der Ausbruch dauerte nur rund drei Minuten.
Trotz schwerem Gerät wurde der Ausbruch von den Justizmitarbeitern erst rund 40 Minuten später bemerkt. Laut Anstaltsleitung ist unklar, wie die Männer in den üblicherweise verschlossenen Heizungsraum gelangen konnten.
Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) kündigte eine Überprüfung aller Sicherheitsmaßnahmen in der Vollzugsanstalt an. "Zudem werden die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt, bis alles aufgeklärt ist." In der Justizvollzugsanstalt Plötzensee sitzen laut Verwaltung derzeit rund 360 Menschen ein.