Berliner Polizeichefin über Clan-Kriminalität "Wir durchbrechen den Mythos der Unangreifbarkeit"

In Berlin gehen die Behörden verstärkt gegen organisierte Kriminalität vor - und erzielen dabei offenbar Erfolge: "Die Beteiligten", sagt Polizeipräsidentin Slowik, "fühlen sich deutlich gestört."
Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik: "Man kann es mit dem Eisberg-Prinzip vergleichen"

Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik: "Man kann es mit dem Eisberg-Prinzip vergleichen"

Foto: Christophe Gateau/DPA

Die Polizei in Berlin blickt zufrieden auf die Ergebnisse verstärkter Aktivität gegen kriminelle Mitglieder arabischstämmiger Clans. "Wir haben genügend Anzeichen, dass es auf jeden Fall Unruhe gibt, dass wir die geschäftlichen Tätigkeiten stören und dass die Beteiligten sich deutlich gestört fühlen", sagte Polizeipräsidentin Barbara Slowik.

Im November 2018 hatte der Berliner Senat einen Fünfpunkteplan gegen Clans vorgestellt. Kurz zuvor waren zahlreiche Häuser und Wohnungen von mutmaßlichen Clanmitgliedern vorläufig beschlagnahmt worden. (Mehr über die kriminellen Clans in der Hauptstadt lesen Sie hier .)

Slowik wies nun Vorwürfe zurück, die häufigen Razzien in Neukölln und anderen Bezirken richteten sich vor allem gegen harmlose Shisha-Bars und seien daher wirkungslos. "Kritiker sehen leider nur die Bewegungen an der Oberfläche und nicht die Ermittlungen, die wir darunter führen", sagte sie, "man kann es auch gut mit dem Eisberg-Prinzip vergleichen."

Die Annahme, die Kontrollen von Shisha-Bars machten den Kampf gegen die organisierte Kriminalität aus, greift Slowik zufolge deutlich zu kurz. Vielmehr gehe es auch um den Widerstand gegen aggressives und einschüchterndes Dominanzverhalten und die Ablehnung gesellschaftlicher Regeln und Straßenkriminalität.

"Wir durchbrechen den Mythos der Unangreifbarkeit krimineller Strukturen", sagte Slowik. "Das fängt beim Parken in der zweiten Reihe an, geht über lebensgefährliche Kohlenmonoxid-Belastungen sowie Gewalt auf der Straße und endet bei der organisierten Kriminalität."

Beim Vorgehen gegen sogenannte Clan-Kriminalität gehe es im Kern um Finanzermittlungen, sagte Slowik. "Das setzt viele Jahre akribischer Arbeit im Stillen voraus. Hier arbeiten wir mit dem BKA und international hervorragend zusammen."

Zuletzt hatten Beamte im November ein Mitglied eines Berliner Clans in Nürnberg festgenommen. Khalil El Zein soll sich als Polizist ausgegeben und so Beute im Wert von Zehntausenden Euro gemacht haben. Der 30-Jährige, polizeibekannt wegen räuberischer Erpressung, Diebstahl und gefährlicher Körperverletzung, gehört zum Berliner El-Zein-Clan.

Im Video: Clan-Kriminalität - Betrug durch falsche Polizisten

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mxw/dpa
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