Berlin Polizei schnappt erneut Kinderdealer

Schon wieder ist ein Jugendlicher in Berlin beim Handel mit Drogen erwischt worden. Die Polizei schnappte den 13-Jährigen beim Verkauf einer Szenekugel. Die Forderungen nach geschlossenen Heimen für Dealer im Teenager-Alter werden immer lauter.

Berlin - Die Polizei hat innerhalb weniger Tage ein drittes Kind in Berlin beim Drogenhandel erwischt. Sicherheitsmitarbeiter der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) hatten am U-Bahnhof Möckernbrücke den Deal beobachtet. Zunächst sei nur die Käuferin mit einer Szenekugel Heroin, später auch der 13-jährige Verkäufer geschnappt worden. Er habe mehrere hundert Euro dabei gehabt.

Da der 13-Jährige keinen festen Wohnsitz in der Hauptstadt hat, wurde er dem Kindernotdienst übergeben. Von dort sei bereits am Montagabend wieder eine Vermisstenanzeige gekommen, da er entwischt war, so ein Polizeisprecher am Dienstag.

Am Montag war bereits ein Zwölfjähriger in einer Straßenbahn Richtung Alexanderplatz mit insgesamt 19 mit Kunststoff umwickelten Szenekugeln Heroin im Mund erwischt worden,nachdem am Wochenende ein elfjähriger Drogendealer bereits zum elften Mal von der Polizei ertappt worden war.

"Konzept der offenen Unterbringung ist gescheitert"

Nun mehren sich Forderungen nach geschlossenen Heimen für Dealer im Teenager-Alter. Für solche Einrichtungen plädiert etwa die Deutsche Polizei-Gewerkschaft. "Diese Kinder muss man aus ihren Familien nehmen und versuchen, sie zu sozialisieren", sagte der Bundesvorsitzende Rainer Wendt. Berlin unterhält bisher nur offene Betreuungseinrichtungen für kriminelle Kinder.

Auch die jugend- und familienpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Emine Demirbüken-Wegner, schloss sich Wendts Forderung nach geschlossenen Heimen an. "Das Konzept der offenen, ortsungebundenen Unterbringung ist gescheitert", sagte sie. Insbesondere illegal eingeschleuste Kinder seien der Organisierten Kriminalität ausgesetzt, da der Senat sie der Obhut von "zweifelhaften, oftmals polizeilich bekannten Familienverbünden" überließe. Ihrer Meinung nach sei die Betreuung durch den Staat "zwingend geboten".

Kinder als Dealer eingesetzt

Geschlossene Heime für kriminelle Kinder und Jugendliche hatte auch die kürzlich gestorbene Berliner Jugendrichterin Kirsten Heisig gefordert. In ihrem Buch "Das Ende der Geduld", das am 26. Juli erscheint, kritisiert sie die deutschen Behörden, die kriminellen Familienclans nicht genug entgegensetzten.

Nach Angaben des Rauschgiftdezernats beim Landeskriminalamt werden Kinder von Drogenbanden als Dealer eingesetzt. Dem Polizeisprecher zufolge ist das Phänomen nicht neu. Wichtig sei für die Polizei, den Hintermännern auf die Spur zu kommen.

Bis sie 14 Jahre als sind, gelten Kinder und Jugendliche in Deutschland als strafunmündig. Die Polizei muss sie nach Festnahmen wieder laufenlassen, Gerichte können sie nicht bestrafen. Vertreter von Polizei und Parteien beklagen, dass Ordnungshüter, Justiz und Behörden bei der Bekämpfung dieses Problems derzeit weitgehend machtlos sind.

So auch Polizeisprecher Michael Merkle, der am Dienstag sagte: "Minderjährige haben rechtlich nichts zu befürchten." Daher tauchten sie immer wieder an den gleichen Stellen auf, um Drogen zu verkaufen. "Alles was wir machen können, ist, die Kinder von der Straße wegzunehmen und einen Bericht für das Jugendamt zu schreiben", sagte Merkle. Die Kinder seien auch nicht verpflichtet, die Hintermänner zu nennen.

fro/ddp/dpa
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