Linkes Wohnprojekt in Berlin Polizei rückt mit Räumgerät an – »Köpi«-Unterstützer setzen sich zur Wehr

2000 Polizisten sind für den Einsatz eingeplant
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Hunderte Polizisten haben am Freitagvormittag mit der Räumung des linken Bauwagencamps »Köpi« im Berliner Bezirk Mitte begonnen. Beamte rückten mit schwerem Gerät auf das Gelände an der Köpenicker Straße vor. Ein Räumpanzer riss ein Stück Zaun nieder, hinter dem sich die Bewohner verschanzt hatten.
Diese hatten Widerstand angekündigt. Laut Polizei wurden Beamte mit Gegenständen beworfen und mit Feuerlöschern besprüht.
Unsere Einsatzkräfte werden von den Personen auf dem Grundstück in der Köpenicker Straße mit Gegenständen beworfen und mit Feuerlöschern angesprüht.
— Polizei Berlin Einsatz (@PolizeiBerlin_E) October 15, 2021
Die Maßnahmen werden konsequent weiter fortgesetzt.#b1510
Das Camp gilt als eines der letzten Symbolprojekte der linken Szene in Berlin. Die Räumung hatte der Grundstückseigentümer vor Gericht erstritten.
Auf hohen Bäumen auf dem sogenannten Köpi-Platz waren vor der Räumung Personen zu sehen. Eine Sprecherin des Projekts rief per Megafon, ein Vormarsch auf das Gelände würde Menschenleben gefährden. Man lasse sich »das nicht gefallen«, sagte sie und beschimpfte die Polizei. Vom Gelände stieg Rauch auf. Es flogen Gegenstände nach draußen. Die Umgebung war von der Polizei abgeriegelt.
Hunderte Beamte mit Räumgerät
Vor Absperrungen versammelten sich Demonstranten zu drei angemeldeten Kundgebungen. Reporter vor Ort beobachteten, wie Beamte und Unterstützer des Projekts aneinander gerieten. Die Polizei hatte in Seitenstraßen Hunderte Beamte und Räumgerät zusammengezogen. 2.000 Beamte waren für den Einsatz eingeplant, 700 von ihnen kamen von außerhalb.
Auf dem rund 2.600 Quadratmeter großen Grundstück neben einem seit 1990 besetzten Haus am ehemaligen Mauerstreifen wohnen etwa 30 Menschen in Bauwagen. Der Grundstückseigentümer hatte mit Hinweis auf eine Baugenehmigung im Juni erfolgreich auf Räumung geklagt. Einen Eilantrag der Bewohner zum Stopp der Zwangsvollstreckung wies das Berliner Kammergericht am Mittwoch ab.

Räumpanzer riss ein Stück Zaun nieder
Foto: Carsten Koall / Getty ImagesBis zuletzt gab es Bemühungen, die Räumung abzuwenden. Die Linksfraktion im Berliner Abgeordnetenhaus teilte mit, der Eigentümer habe das Grundstück über Makler zum Verkauf angeboten und sich in Verhandlungen bereit gezeigt, es an die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft zu verkaufen.
Kaufpreis, Kaufvertrag und Notartermin hätten bereits festgestanden. »Dann ließ der Eigentümer die Verhandlungen platzen«, hieß es in einer Mitteilung der Linken vom Donnerstag.
Nach Angaben der Polizei wurden bereits in der Nacht zum Freitag in der Umgebung Autos und Gebäude beschädigt. Mehrere Fahrzeuge wurden in Brand gesetzt. Am Donnerstagabend hatten zunächst einige Hundert Menschen weitgehend friedlich im nahen Kreuzberg demonstriert.