Antisemitismus Unbekannte attackieren jüdischen Mann in Berlin

Blaulicht eines Polizeifahrzeugs (Symbolbild)
Foto:Fernando Gutierrez-Juarez / picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild
Unbekannte haben einen ehemaligen Soldaten der israelischen Armee in Berlin mit Reizgas angegriffen. Wie die Polizei am Samstag mitteilte , trug der 29-jährige Berliner Jude bei dem Vorfall am Freitagabend einen Pullover mit dem Zeichen der israelischen Verteidigungsstreitkräfte.
Vor einem S-Bahnhof im Osten der Stadt (Nöldnerplatz) wurde der Mann der Polizei zufolge auf seine Zugehörigkeit zum Judentum angesprochen. Als er seinen Kopf in Richtung des Sprechers drehte, wurde ihm laut der Mitteilung sofort Reizgas ins Gesicht gesprüht und er wurde zu Boden gestoßen. Die Polizei schreibt von einem »judenfeindlichen Angriff auf offener Straße«.
Der Mann konnte den Angaben zufolge nicht feststellen, ob es sich um einen Einzeltäter oder mehrere Menschen handelte, die anschließend flüchteten. Der Mann wurde von Rettungskräften ambulant versorgt. Der polizeiliche Staatsschutz ermittelt wegen des Verdachts auf eine politisch motivierte gefährliche Körperverletzung.
Deutschland: Höchststand an antisemitischen Straftaten
Die antisemitischen Straftaten haben in Deutschland im vergangenen Jahr den höchsten Stand seit 20 Jahren erreicht. In der Polizeistatistik wurden für 2020 insgesamt 2351 antisemitische Straftaten erfasst. In keinem Jahr waren es mehr, seit Antisemitismus 2001 erstmals gesondert gelistet wurde. Bereits 2019 hatten die Behörden einen bisherigen Höchststand von 2032 antisemitische Straftaten dokumentiert.
Aktuell jährt sich der Anschlag von Halle zum zweiten Mal. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) nahm dies zum Anlass, um vor einer weiteren Polarisierung der politischen Debatte zu warnen. »Die Veränderung und Verrohung der Sprache ist ein Warnsignal«, sagte er bei einer Gedenkveranstaltung in Halle. »Der rechtsextremistische Anschlag von Halle zeigt: Wort und Tat sind nicht weit voneinander entfernt.«
Haseloff rief zu Zivilcourage auf: »Ziehen wir gemeinsam eine rote Linie des Anstands: Diffamierungen des anderen müssen wir konsequent entgegentreten.« Der versuchte Anschlag auf die Synagoge unterstreiche, wie wichtig es sei, die Erinnerung an den Holocaust wachzuhalten und von Generation zu Generation weiterzutragen. »Hierfür haben nicht nur die Schulen Sorge zu tragen, sondern auch die Familien, Freundeskreise, Vereine, Verbände und Parteien«, betonte Haseloff.
Der rechtsextreme Attentäter Stephan B. hatte vor zwei Jahren versucht, die Synagoge in Halle zu stürmen. Der Anschlag scheiterte unter anderem an der gesicherten Synagogentür. Im Anschluss erschoss B. zwei Menschen in der Stadt.