In Berlin erstochen Was wir über den tödlichen Angriff auf Fritz von Weizsäcker wissen

Nach dem gewaltsamen Tod des Mediziners Fritz von Weizsäcker während eines Vortrags in Berlin laufen die Ermittlungen. Der Tatverdächtige wird von der Polizei befragt. Was wir bisher wissen.
Tatort Schlosspark-Klinik: Fritz von Weizsäcker bei Vortrag erstochen

Tatort Schlosspark-Klinik: Fritz von Weizsäcker bei Vortrag erstochen

Foto: Michele Tantussi/ Getty Images

Nach dem tödlichen Angriff auf den Arzt Fritz von Weizsäcker in Berlin ermittelt eine Mordkommission. Der 59-Jährige war am Dienstagabend während eines medizinischen Vortrags in einer Berliner Klinik erstochen worden.

Am Mittwochmorgen gab die Polizei Details zu dem Tatverdächtigen bekannt. Zu einem möglichen Motiv machten die Ermittler aber zunächst keine Angaben.

Was bisher bekannt ist:

Fritz von Weizsäcker, der Sohn des früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, wurde am Dienstagabend während eines medizinischen Vortrags an der Schlosspark-Klinik in Berlin getötet.

Ein bewaffneter Mann aus dem Zuschauerraum hatte den Chefarzt der dortigen Gastroenterologie-Abteilung angegriffen. Weizsäcker starb noch vor Ort. Ein zufällig anwesender Polizist hatte noch versucht, den Täter aufzuhalten und wurde dabei schwer verletzt. Der Angreifer wurde schließlich von einigen der etwa 20 Zuhörer überwältigt und kurz darauf der Polizei übergeben. Der Verletzte wurde in ein Krankenhaus gebracht.

Der Vorfall ereignete sich gegen 18.50 Uhr in der Klinik in der Nähe des Charlottenburger Schlosses. Beim "Forum 11/2019" hatte der Mediziner im Tagungsraum Haus H der Abteilung für Psychiatrie einen Vortrag gehalten zum Thema "Fettleber - (K)ein Grund zur Sorge?".

Wer ist der Tatverdächtige?

Bei dem Mann, der am Dienstag festgenommen wurde, handelt es sich um einen 57-Jährigen. Den Ermittlern zufolge war der Verdächtige nicht polizeibekannt. Die Tatwaffe war demnach ein Messer. Der Mann soll am Mittwoch einem Haftrichter vorgeführt werden. Im Fernsehsender "Welt" sagte eine Polizeisprecherin, der Tatverdächtige sei Deutscher und kein Patient der Klinik gewesen, sondern als Gast zum Vortrag gekommen.

Wie schnell waren Helfer vor Ort?

Um 18.59 Uhr ging bei Feuerwehr und Polizei ein Notruf ein, Rettungssanitäter und ein Notarzt eilten zu Hilfe. Sie konnten dem schwer verletzten Mediziner aber nicht mehr helfen. Ein Wiederbelebungsversuch blieb erfolglos. Mehrere Personen am Tatort seien von Notfallseelsorgern betreut worden, hieß es von der Berliner Feuerwehr.

Wie laufen die Ermittlungen?

Noch in der Nacht sollte der Tatverdächtige verhört werden. Über seine Identität sowie mögliche Tatmotive ist bisher nichts bekannt. Gerichtsmediziner, Kriminaltechniker und Ermittler einer Mordkommission sicherten am Tatort mögliche Spuren. Teile der Klinik wurden dafür abgesperrt.

Die Familie von Weizsäckers soll befragt werden, ob es möglicherweise Hinweise auf eine Bedrohung des Internisten gab. Die Polizei rechnet im Lauf des Mittwochs mit neuen Erkenntnissen, wie eine Sprecherin sagte.

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Wer war Fritz von Weizsäcker?

Fritz von Weizsäcker wurde 1960 in Essen geboren. Von 1979 bis 1987 studierte er Humanmedizin in Bonn und Heidelberg. Danach ging er für ein praktisches Jahr in die USA. Nach Stationen in Freiburg, Boston und Zürich war er seit 2005 Chefarzt der Abteilung Innere Medizin I an der Schlosspark-Klinik. Laut der Website der Klinik gibt es dort regelmäßig Veranstaltungen, die sich in der Regel an interessierte medizinische Laien wenden, die etwas über Erkrankungen, deren Diagnose und Therapiemöglichkeiten erfahren möchten.

Fritz von Weizsäcker mit seiner Mutter Marianne, seiner Schwester Beatrice (l.) sowie dem damalige Bundespräsident Joachim Gauck (r.) beim Staatsakt für den gestorbenen Bundespräsidenten von Weizsäcker am Berliner Dom

Fritz von Weizsäcker mit seiner Mutter Marianne, seiner Schwester Beatrice (l.) sowie dem damalige Bundespräsident Joachim Gauck (r.) beim Staatsakt für den gestorbenen Bundespräsidenten von Weizsäcker am Berliner Dom

Foto: Maurizio Gambarini/ dpa

Fritz von Weizsäcker entstammte einer bekannten Familie. Sein Vater Richard von Weizsäcker (1920-2015) war von 1984 bis 1994 Bundespräsident, zuvor 1981 bis 1984 für die CDU Regierender Bürgermeister von Berlin (West). Seine Mutter ist Marianne von Weizsäcker, heute 87.

Die Eltern hatten 1953 geheiratet. Richard von Weizsäcker arbeitete damals als Jurist bei Mannesmann. Bis 1962 wohnte die Familie in Essen und Düsseldorf, zog dann nach Ingelheim und 1967 nach Bonn. Fritz von Weizsäcker war das jüngste der vier Kinder. Sein Bruder Andreas starb 2008, es leben noch die Schwester Beatrice, 61, sowie der älteste Bruder Robert Klaus, 64.

Einer seiner Cousins ist der 80-jährige Umweltwissenschaftler und frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Ernst Ulrich von Weizsäcker.

Erste Reaktionen:

Die Schwester des Ermordeten, Beatrice von Weizsäcker, postete auf Instagram das Bild eines Kreuzes und schreibt dazu: "Gib acht auf meinen Bruder..."

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Der 59-jährige Fritz von Weizsäcker hinterlässt seine Frau und drei gemeinsame Kinder. FDP-Chef Christian Lindner drückte via Twitter seine Betroffenheit über den gewaltsamen Tod seines Freundes aus. "Ich bin fassungslos und muss meine Trauer teilen. Einmal mehr fragt man sich, in welcher Welt wir leben."

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ala/dpa/AFP
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