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Bruno Fernandes: Vom Knast ins Tor - und wieder zurück

Foto: CRISTIANE MATTOS/ AFP

Umstrittenes Fußball-Comeback Mörder im Tor

Bruno Fernandes wurde 2013 wegen Mordes zu mehr als 22 Jahren Haft verurteilt. Nun ist der brasilianische Torwart schon wieder frei und plant sein Comeback - begleitet von heftigen Protesten.

Eigentlich müsste Bruno Fernandes im Gefängnis statt auf dem Fußballplatz sein. Der brasilianische Fußballprofi wurde 2013 zu mehr als 22 Jahren Haft verurteilt, weil er 2010 seine Ex-Geliebte Eliza Samudio ermorden ließ.

Tatsächlich saß der einstige Spitzentorwart, 2009 Meister mit Flamengo Rio de Janeiro, nicht einmal ein Drittel der Strafe ab. Im Februar wurde er überraschend auf Bewährung freigelassen, was zu scharfer Kritik führte, zumal er kurz nach seiner Freilassung sagte: "Ich habe für meinen Fehler teuer bezahlt."

Samudio hatte ein Verhältnis mit Bruno und brachte seinen Sohn Bruninho zur Welt. Das Motiv für den Mord soll gewesen sein, dass Samudio das Kind nicht abgetrieben hatte. Als der Sohn zur Welt kam, waren Samudio und Bruno schon kein Paar mehr. Samudios Leiche wurde nie gefunden; angeblich soll sie zerstückelt und an Hunde verfüttert worden sein. Mehrere in dem Fall Verurteilte sitzen noch in Haft. In dem Prozess hatte Bruno zugegeben, von dem Mord gewusst zu haben - bestritt aber, der Auftraggeber gewesen zu sein.

Schon 2009 soll der Torwart Samudio gewaltsam festgehalten, geschlagen und zur Einnahme von Abtreibungsmedikamenten gezwungen haben. Wegen Entführung und Misshandlung wurde er 2010 zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt. Da war die Frau jedoch schon spurlos verschwunden.

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Bruno Fernandes: Vom Knast ins Tor - und wieder zurück

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Bruno war damals mit einer anderen Frau verheiratet, mit der er zwei Kinder hat - sie soll auch an dem Mord beteiligt gewesen sein und war sechs Jahre in Haft. Bruno ist inzwischen mit einer Zahnärztin aus Rio de Janeiro neu verheiratet.

Den Zweitligisten Boa Esporte ficht die Kontroverse um Bruno nicht an. Der Klub hat den 32-Jährigen unter Vertrag genommen. "Was er getan hat, ist nicht richtig, aber er hat das Recht, in die Gesellschaft zurückzukehren", sagte Klubpräsident Rone Moraes.

Doch der Zweijahresvertrag für den Ex-Häftling kommt Boa teuer zu stehen. Alle wichtigen Sponsoren sowie der Trikotausrüster sind mittlerweile abgesprungen. Hacker knackten am Sonntag den Internetauftritt des Vereins. Wenn man die Seite anklickte, erschien in Großbuchstaben die Frage: "Und, hat Bruno schon gesagt, wo der Körper von Eliza ist?"

26 maskierte und schwarz gekleidete Frauen gingen kurz nach Brunos Vertragsunterzeichnung schweigend durch die Straßen Varginhas. Auf Plakaten prangerten sie den "Marketingschachzug" des Aufsteigers an und forderten: "Resozialisieren ja, banalisieren nein".

Nach seiner Vorstellung am Dienstag sagte Bruno: "Es ist mir egal, was die Leute sagen." In 30 bis 40 Tagen will er sein erstes Spiel bestreiten.

ulz/sid/dpa
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