Bremer Mongols Kurzzeit-Rocker geben auf

Mongols-Rocker in Bremen: Kurzer Auftritt an der Weser
Bremen - "Vielleicht hat sich dieses Problem doch schneller erledigt als gedacht?" Noch ist der Beamte des Bremer Landeskriminalamts (LKA) vorsichtig mit seiner Einschätzung. Doch mit großem Interesse verfolgen die Spezialermittler der Abteilung 4 die offenkundige Abwicklung der als hochgefährlich eingeschätzten Rockerbande Mongols. "Wir haben einen Tipp bekommen, dass der Verein geschlossen wurde", sagt der Polizist. "Wir prüfen nun, ob dem tatsächlich so ist."
Die Internetseite der Bremer Ethno-Rocker, deren Anführer Mustafa B. bei einem Motorradunfall im Spätsommer ums Leben gekommen war, ist seit dem 22. November nicht mehr zu erreichen: In der Rockerszene mit ihrem ausgeprägten Revierverhalten ist das ein starkes Indiz für einen Rückzug. Der Deutschlandchef der Mongols verweigerte zudem am Donnerstag auf Anfrage jeglichen Kommentar zur Gruppe in Bremen: "Ich spreche nicht mehr mit der Presse", so Bernhard D.
Laut LKA hat der Anführer der Bremer Bande einem Schutzpolizisten unlängst erklärt, er habe "keine Lust mehr" auf die stetigen Kontrollen und die öffentliche Aufmerksamkeit. Zuletzt hatten die Behörden ein Café in Bahnhofsnähe schließen lassen, das der Bande als Treffpunkt diente. Offiziell war die "gaststättenrechtliche Erlaubnis" der Wirtschaft abgelaufen.
Expansion nach Berlin
Der Rückzug kommt sehr plötzlich, hatte sich doch ein halbes Dutzend Mongols kürzlich noch demonstrativ in Kutten gezeigt. Auch war zwischenzeitlich von Polizei-Insidern zu hören, die Rocker könnten nach Berlin expandieren, wo Araberclans bereits zahlreiche Milieu-Größen stellen.
Im August hatte der Schwerkriminelle Mustafa B. gemeinsam mit knapp zwei Dutzend Mitgliedern seiner kurdischen Sippe in Bremen einen Ableger des internationalen Motorradclubs Mongols gegründet. Es war das erste Mal, dass in Deutschland Angehörige eines muslimischen Zuwanderer-Clans, der der Organisierten Kriminalität zugerechnet wird, auf diesem Feld tätig wurden.
Die Ermittler an der Weser fürchteten deshalb, dass es zu einem neuen Rockerkrieg kommen könnte, der schnell auch andere Städte infiziert hätte. Denn in Bremen sind seit vielen Jahren die ansässig, die 2006 bereits die Konkurrenz der Bandidos aus der Stadt geprügelt hatten. Es folgte eine jahrelange Fehde der beiden Gangs mit drei Toten und jeder Menge Verletzten.
Weder Motorräder, noch Führerscheine
Den Bremer Mongols schien es bei ihrem Kurztrip in die Welt der Rocker kaum um das "Easy Rider"-Feeling zu gehen. Die Zuwanderer hatten nach Erkenntnissen der Polizei weder Motorräder noch die notwendigen Führerscheine. Wenn sie über die Discomeile der Stadt rollten, dann in PS-starken Autos. Lediglich Mustafa B. machte die Fahrerlaubnis - zwei Wochen vor seinem Tod.
Das Landeskriminalamt (LKA) vermutete daher stets, es gehe den Mitgliedern des Ethno-Clans darum, neue Strukturen und Handelswege zu erschließen. Mongols sollen in den USA und in Südeuropa in Drogengeschäfte verwickelt sein. Eine Zusammenarbeit hätte sich da für die Bremer lohnen können.
Schon jetzt beherrscht die Sippe nach Überzeugung der Polizei den Rauschgiftmarkt der Stadt. Der Clan zählt zu den Mhallamiye-Kurden, die in den achtziger Jahren aus dem Libanon eingewandert sind. Integration ist für viele von ihnen ein Fremdwort, sie leben vorwiegend von Sozialleistungen und Geschäften wie Drogenhandel und Prostitution. Die meisten wohnen in Bremen, Berlin und Essen. Allein in der Hansestadt rechnet die Polizei 2600 Kurden zu der Sippe, gegen jeden zweiten ermittelte sie bereits. 66 Familienmitglieder gelten als Top-Täter.
Über viele Seiten im Polizeicomputer erstrecken sich auch die Einträge der meisten Mongols. Ibrahim M., nach Einschätzung der Ermittler der Nachfolger von Mustafa B. an der Spitze des Clubs in Bremen, wird allein mit 147 Taten in Verbindung gebracht, von Körperverletzung bis zum illegalen Waffenbesitz. Motorrad fahren durfte er bislang nicht.
Der Deutschland-Boss der Bande, Bernhard D., hatte daher von den Bremer Neulingen verlangt, dass sie allesamt bis zum Frühjahr einen entsprechenden Führerschein vorweisen können. Andernfalls hätten sie den Club wieder verlassen müssen. "Vielleicht", so spekuliert ein Ermittler nun, "war das einfach zu viel verlangt."