Organisierte Kriminalität nimmt zu Verbrecher erbeuteten 2020 mehr als eine Milliarde Euro

Es gibt weniger Täter im Bereich der Bandenkriminalität – doch der wirtschaftliche Schaden, den sie anrichten, wächst. Laut Bundeskriminalamt werden in Drogengeschäfte verwickelte Verbrecher zudem gewaltbereiter.
Polizisten bei einer Razzia gegen das Organisierte Verbrechen (in Wuppertal)

Polizisten bei einer Razzia gegen das Organisierte Verbrechen (in Wuppertal)

Foto: Christoph Petersen / dpa

Bandenkriminalität in Deutschland richtet immer größeren Schaden an. Das geht aus dem »Bundeslagebild Organisierte Kriminalität 2020«  hervor, den das Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden veröffentlicht hat. Die erbeuteten Vermögenswerte waren demnach deutlich höher als im Vorjahr – und auch die Gewaltbereitschaft wächst.

  • Die Behörden führten nach eigenen Angaben im Jahr 2020 fast 600 Ermittlungsverfahren im Bereich der Organisierten Kriminalität (OK).

  • Durch ihre kriminellen Machenschaften erlangten die Täter laut BKA Vermögenswerte von über einer Milliarde Euro. Das waren 58 Prozent mehr als 2019.

  • Der wirtschaftliche Schaden, der durch Organisierte Kriminalität verursacht wurde, wuchs um vier Prozent auf 837 Millionen Euro.

»Diese Zahlen zeigen die enormen Gewinnmöglichkeiten und zugleich den wesentlichen Anreiz der OK-Gruppierungen für ihre Taten auf«, heißt es in dem Lagebild.

Die Anzahl der Tatverdächtigen ist 2020 leicht gesunken auf rund 6500 Personen. Der Großteil der Gruppen bestand aus bis zu zehn Tatverdächtigen, fast ein Drittel aus bis zu 50 Tatverdächtigen. Die größte Gruppierung umfasste 158 Personen.

Täter offenbar gewaltbereiter

Vor allem im Bereich der Organisierten Rauschgiftkriminalität sehen die Ermittler eine Zunahme bewaffneter Tatverdächtiger. »Dies lässt den Schluss zu, dass OK-Gruppierungen zunehmend bereit sind, Einschüchterungshandlungen vorzunehmen beziehungsweise Gewalt anzuwenden«, heißt es in dem Lagebericht. Die Gewalt richte sich gegen verfeindete Gruppen, aber auch gegen Aussteiger oder Ermittler.

Etwas weniger als die Hälfte der Banden handeln dem Lagebild zufolge mit Betäubungsmitteln. In etwa ebenso vielen Fällen wurde Geldwäsche betrieben, um die Herkunft der Vermögenswerte zu verschleiern. Ein weiteres Hauptdelikt ist Betrug. Ein Großteil der Banden agiert international und nutzt verschlüsselte Kommunikation, was die Ermittlungen erschwert.

Das Lagebild gibt laut BKA »in bisher nicht dagewesenem Ausmaß Einblicke in die Strukturen und Arbeitsweisen der organisierten Rauschgiftkriminalität und ihrer Begleitkriminalität sowie in die Strukturen und Zusammenarbeitsformen der Organisierten Kriminalität insgesamt«.

»Der Druck auf die Organisierte Kriminalität ist in Deutschland heute so hoch wie nie«, sagte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CDU) laut Mitteilung. »Kriminalität darf sich für niemanden lohnen. Wir dulden keine rechtsfreien Räume, weder analog noch digital.«

ptz/dpa
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