Rabiate »Verhandlungen« Früheres Label Aggro Berlin zeigt Bushido an

Rapper Bushido (Archiv): Wie genau kam er damals aus dem Vertrag bei Aggro Berlin raus?
Foto: imago images/Olaf WagnerDieser Artikel gehört zum Angebot von SPIEGEL+. Sie können ihn auch ohne Abonnement lesen, weil er Ihnen geschenkt wurde.
Das Ermittlungsverfahren geht auf eine Anzeige der Gründer des Musiklabels Aggro Berlin vom 16. März zurück. Die Anzeige der Aggro-Gründer Jens Ihlenfeldt (»Spaiche«), Eric Remberg (»Specter«) und Halil Efe richtet sich nach SPIEGEL-Informationen allerdings nur gegen Anis Ferchichi alias Bushido. Seit 1. April 2021 führt die Staatsanwaltschaft zusätzlich zu Bushido auch Arafat Abou-Chaker als Beschuldigten.
Dem SPIEGEL bestätigte Aggro Berlin, dass es bei dem Vorwurf um ein Ereignis vor 17 Jahren geht. Schwere räuberische Erpressung verjährt erst nach 20 Jahren. Bushido war damals noch bei Aggro Berlin unter Vertrag. An einem Tag im Mai 2004 sorgte Arafat Abou-Chaker dafür, dass der Vertrag mit Aggro Berlin auf Wunsch von Bushido aufgelöst wurde. Auf welche Weise Abou-Chaker dafür sorgte, dazu gibt es unterschiedliche Darstellungen.
Schlag ins Gesicht
Aggro Berlin stellt es so dar, dass Bushido, Arafat Abou-Chaker und etwa sechs weitere Männer damals ins Studio gekommen seien. Einer der Männer soll »ein machetenartiges Messer« mit sich geführt haben. Arafat Abou-Chaker soll zunächst »Specter« unter Androhung von Gewalt zur Unterschrift unter den Auflösungsvertrag gezwungen haben. Dann sei Halil Efe hinzugekommen, der einen Schlag ins Gesicht bekommen haben soll. Auch Efe habe den Vertrag dann unterschrieben, allerdings nicht mit seinem Namen, sondern mit »hayir«, dem türkischen Wort für »Nein«. Dann sei »Spaiche« erschienen und ebenfalls unter Gewaltandrohung zur Unterschrift gezwungen worden. Diese Version von Aggro Berlin geht aus Unterlagen hervor, die dem SPIEGEL vorliegen.
Bushido bestreitet den Vorwurf. »Alles völliger Bullshit«, hatte er schon im August 2020 im aktuellen Prozess gegen Abou-Chaker vor Gericht gesagt. Aggro Berlins Darstellung, er und Arafat Abou-Chaker seien damals mit sechs Leuten und einer Machete im Studio gewesen, sei falsch. Sie seien lediglich zu zweit und ohne Machete dort gewesen: »Arafat und ich ganz allein.«
So wie Bushido es als Zeuge und Nebenkläger im Prozess darstellte, habe Abou-Chaker lediglich mit Nachdruck die Unterschrift einfordern müssen, dann habe »Specter« den Aufhebungsvertrag unterzeichnet. Danach sei Efe ins Studio gekommen. Abou-Chaker habe ihn geohrfeigt und am Ohr gepackt, dann habe auch Efe unterschrieben. Zuletzt sei »Spaiche« im Studio erschienen. Schließlich habe auch er den Vertrag unterzeichnet. Das Ende mit Aggro Berlin war zugleich der Anfang der angeblich erzwungenen Zusammenarbeit von Bushido mit Arafat Abou-Chaker.
»Es geht immer um geschäftliche Interessen«, kommentierte Arafat Abou-Chakers Verteidiger, Hansgeorg Birkhoff, am Mittwoch am Rande des Prozesses den neuen Vorwurf gegen seinen Mandanten: »Ich gucke es mir in Ruhe an und werde es zersägen.« Bushidos Anwalt, Steffen Tzschoppe, wollte sich zunächst nicht äußern. Bushido selbst ist nach dem Ende seiner Zeugenaussage im Abou-Chaker-Prozess derzeit im Urlaub.